Chor (gLV) 

Angebot für

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Nummer und TypBMU-2KM-50.23H.001 / Moduldurchführung
ModulChor 
VeranstalterBachelor Musik Kirchenmusik
LeitungMarkus Utz/Ernst Buscagne
Minuten pro Woche90
Zeit11:30–13 Uhr
ECTS1 Credit
Lehr- und Lernform
  • Seminar/Kurs
  • Sonstige
Inhalt„Singen ist das Fundament zur Music in allen Dingen“ (Georg Philipp Telemann)
Die Studierenden setzen sich zu Beginn ihres Studiums mit der eigenen Singstimme auseinander und besuchen als „sängerische Laien“ im ersten Jahr den Bachelor-Semesterchor.
Körperbewusstsein, Atemführung und Stimmbildung werden anhand von Chorliteratur verschiedener Formen, Gattungen und Stile praxisnah erarbeitet.

Am Ende des Herbstsemesters wird jeweils ein repräsentatives Chorwerk als Konzertprojekt aufgeführt. Im Frühjahrssemester tritt der Chor bei den Museumskonzerten Winterthur auf. Dabei übernehmen Chorleitung-Studierende unter der Aufsicht ihrer Dozierenden Leitung und Probenarbeit.

Alle zwei Jahre vereinigen sich die verschiedenen vokalen Ensembles (Kammerchor, VocalEnsemble, Kantorei, Bachelor-Semesterchor und Bachelor-Projektchor) der ZHdK zum Konzertchor ZHdK, der exemplarische Oratorienwerke zusammen mit dem Orchester der ZHdK aufführt (2011: Mendelssohn „Elias“, 2013: Britten „War Requiem“, 2017: Janacek „Glagolitische Messe“, 2019: Burkhard „Das Gesicht Jesajas“, 2023 "Paulus").
Voraussetzungen / ZielgruppenBA-Studierende Musik sowie BA-Studierende Musik und Bewegung
Lernziele / KompetenzenDie Studierenden sind in der Lage
  • Gemeinsamkeiten und Unterschiede der vokalen und instrumentalen Praxis zu erkennen,
  • die Stimme als musikalisches Ausdrucksmittel gezielt im chorischen Kontext einzusetzen (Atemkontrolle, Flexibilität und Vergrösserung des Umfangs),
  • ihre eigene Stimme als organischen Beitrag in den Gesamtklang des Chores zu integrieren und dadurch zukünftige Chorbeiträge/Ensemblekonzerte vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrung zu bewerten,
  • anspruchsvolle Chormusik verschiedener Epochen und Gattungen in Bezug auf Form und Stilistik zu unterscheiden und stilgerecht zu interpretieren.
 Zeitraum: HS 2023: wöchentliche Proben jeweils Dienstag, 11.30-13.00 Uhr
GP und Konzert: Mi, 17.01.24, 15.30-18.00 (GP) und 19.00 Uhr (Aufführung), Fraumünster Zürich

Programm:
John Tavener: The Lamb
Emil Råberg: The Tyger
Sven-Eric Sandström: To see a world
Benjamin Britten: Rejoice in the lamb
(und Orgelwerke)

Teilnehmende: Bachelor-Studierende im 1. Semester,
BA- und MA-Chorleitungsstudierende

Leitung: Prof. Markus Utz

Noten: werden in der ersten Probe ausgeteilt

Dauer: ca. 50’


Das Programm ist chorpädagogisch abgestimmt auf die Erstsemester-Studierenden im Bachelor. Inhaltlich spricht die intuitive Metaphorik der Poesie von Blake und Smart direkt an, führt aber zu tiefergreifenden und heute hochaktuellen Fragen (Bewahrung der Schöpfung, Theodizee etc.).

Blakes Gedichtsammlungen „Songs of Innocence“ (1789) und „Songs of Experience“ (1794), aus denen die beiden Gedichte „The Tyger" und „The Lamb" stammen, erforschen und hinterfragen christlich-religiöse Paradigmen, die im England des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts vorherrschten, und erörtern Gottes Absicht und Motivation für die Erschaffung sowohl des Tigers als auch des Lamms. Neben dem religiösen, moralischen Aspekt muss die Bildsprache der Gedichte auch im Kontext der industriellen und politischen Revolutionen des 18. Jahrhunderts gesehen werden. Blake selbst sagt dazu „Wer das Unendliche in allen Dingen sieht, sieht Gott. Wer nur die Ratio sieht, sieht nur sich selbst.“ Blake zweifelte aufgrund der grossen sozialen Ungerechtigkeiten seiner Zeit an der Existenz Gottes und es geht ihm nicht allein um die Kategorien gut-böse, hell-dunkel, Gott-Satan: „I must create a system or be enslaved by another man’s“ zeigt seinen Anspruch an das kritische Denken und individuelle Sein eines jeden Menschen.

John Tavener (1944-2013) vertonte „The Lamb“ 1982 als Geburtstagsgeschenk für seinen dreijährigen Neffen Simon, ohne die Absicht auf einen kommerziellen Erfolg. Heute ist es eines seiner bekanntesten Werke. Die Musik, für Chor a cappella geschrieben, verbindet minima-listisch chromatische Elemente mit konventionellerer Harmonik.

Der junge schwedische Komponist Emil Råberg (*1985) studierte Komposition bei Jan Sandström in seiner Heimatstadt Luleå. In seiner Vertonung von „The Tyger“ zeigt sich eine beunruhigende, aber fesselnde Energie, die den Hörer nicht loslässt, parallel zum Ätherischen und Hoffnungsvollen, dem Gefühl der Ehrfurcht und des Schreckens, das sich der Vernunft entzieht.

Die Kantate „Rejoice in the lamb“ von Benjamin Britten entstand 1943 während des Zweiten Weltkriegs. Sie vertont Auszüge aus einem bemerkenswerten Gedicht von Christopher Smart (1722-1771), einem Dichter und Gelehrten aus Cambridge, dessen Leben in Alkoholismus, Wahnsinn und religiöser Manie endete. Während Smart in den Jahren 1756-63 fast ständig in einem Irrenhaus untergebracht war, schrieb er das lange Gedicht „Jubilate Agno“ (Freut euch des Lammes), von dem heute noch mehrere Fragmente mit etwa 2.000 Zeilen erhalten sind. Smart drückt darin eine schrullige Freude an Gott aus, indem er die Wunder von Dutzenden von verschiedenen Fischen, Edelsteinen, Tieren, Blumen usw. katalogisiert. Mit seinen wiederholten Satzanfängen mit „Let" und „For" hat ein Grossteil des Gedichts die repetitive Kadenz eines responsiven hebräischen Gesangs.

Wenn man das Gedicht in seiner Gesamtheit liest, spürt man, wie ein grosser, gefangener, kreativer Intellektueller darum kämpft, seine religiöse und schöpferische Inspiration zu bündeln, indem er jeden Tag einen Vers schreibt, so wie ein Gefangener jeden Tag an seiner Zellenwand notiert.

Brittens Vertonung dieser ekstatischen und oft wahnhaften Worte bewahrt den reizvollen Charakter der Poesie. Der musikalische Ton ändert sich oft und abrupt, wobei den Übergängen wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird, was vielleicht den chaotischen Geist des Schizo-phrenen widerspiegelt. Die Stimmungen schwanken zwischen innerer Intensität und manischer Rhythmik. Die farbenfrohen Soli im Mittelteil sind vielleicht die ausgewogensten und reizvollsten Linien des Stücks, obwohl selbst die Freude des Tenors an den Blumen eine halluzinatorische Qualität hat. In „Rejoice in the Lamb“ findet Britten einen neuen Weg, religiöse Ekstase im 20. Jahrhundert auszudrücken – durch die Augen eines verrückten religiösen Mystikers.
Leistungsnachweis
Aktive Teilnahme
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
SpracheDeutsch
Termine (32)