Kulturanalysen I: Nebulös… Das Politische der Landschafts«malerei» (gLV) 

Das Modul erweitert den Blick für die gesellschaftliche Einbettung des ästhetischen Feldes, für Fragen nach kulturellen wie gesellschaftspolitischen Konstruktionen und Kontexten. Es steht in engem Austausch mit dem Forschungsschwerpunkt "Kulturanalysen in den Künsten".

Wird auch angeboten für

Nummer und Typmae-vkp-206.23F.001 / Moduldurchführung
ModulKulturanalysen  
VeranstalterDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
LeitungSigrid Adorf
Zeit
Do 20. April 2023 bis Do 1. Juni 2023 / 13–16:30 Uhr
ECTS2 Credits
VoraussetzungenKeine Voraussetzungen

Für Studierende anderer Studiengänge bzw. Vertiefungen der ZHdK, im Rahmen der Geöffneten Lehrveranstaltungen: Einschreibung über ClickEnroll
https://intern.zhdk.ch/?clickenroll
LehrformSeminar mit Exkursionen und Übungen (Bild-/Werkbetrachtung, Kontextualisierung, Theoretisierung)
ZielgruppenStudierende MAE Kunstpädagogik und andere Interessierte
Lernziele / KompetenzenLernziel Wissen:
  • Repräsentationstheorien und -kritik kennen.
  • Kunst(-vermittlung) als wirksame Praxis im Feld von Kultur und Gesellschaft reflektieren können.
    Lernziel Methoden:
  • Analytische Methodenkenntnisse exemplarisch vertiefen.
  • Künstlerische Arbeiten in Wechselwirkung mit theoretischen Fragen/Texten lesen können.
  • Kritischen Umgang mit theoretischen Texten üben.
  • Eigene Recherche, wiss. Arbeiten und Präsentieren üben.
    Lernziel Haltung:
  • Fragende Haltung gegenüber Gewohntem einnehmen
  • Das eigene Sensorium öffnen lernen
  • (Selbst-)kritische Position gegenüber kulturellen Konstruktionen zum eigenen Vermittlungsanliegen machen.
InhalteDie Mär vom «Wanderer über dem Nebelmeer», den Caspar David Friedrich 1818 malte, lautet etwa wie folgt: «Mit ozeanischer Weite breitet sich das Nebelmeer unter dem Berg-Bezwinger aus während sich lautstark die Wellen der ungreifbaren Masse an den Felsenklippen brechen. Längst hat sich dieser stille Wanderer vom Nebel der Flachländer und Flachdenker abgehoben, blickt – leicht nach links geneigt – hinüber zu weiteren Gipfeln seiner Erkenntnisreise. Und indem wir uns in die anonyme Rückenfigur hineinversetzen, dürfen wir mit dabei sein. Darin liegt der Zauber des Gemäldes. […] Der Fels formt einen Sockel für die denkmalhafte Pose des Protagonisten. Äußere und innere Welt, Wanderer und Natur beginnen sich zu verschränken, fast scheint es, als entstehe die Landschaft aus seiner Mitte heraus oder als würde er diese in sich aufnehmen.» (Andreas Maurer, https://www.parnass.at/news/der-wanderer-ueber-dem-nebelmeer) … symbolistischer liesse sich das zur romantischen Ikone geronnene Bild wohl kaum fassen. Den einen gilt es als Zeichen eines verkitschten, konservativen, aber harmlos gestrigen Geschmacks, den anderen mag es noch immer als Formel ‹grosser› Gefühle von Einsamkeit und stiller Grösse als Postkarte am Kühlschrank oder im Bücherregal dienen. 2015 montiert Der stern damit ein unverhohlen mit Klischees operierendes Coverbild, in dem eine geschlossene Reihe von Menschen auf der anderen Seite des Nebels zu warten scheint, mit der Frage «Wie viele Flüchtlinge verträgt Deutschland?».

Die Verbindung, die ein altes romantisches Bild und eine aktuelle politische Situation hier eingehen, kommt nicht von Ungefähr. Gleichzeitig aber soll der Fall Friedrich hier lediglich als bekannter Aufhänger einer viel weiter zu fassenden Frage dienen: Landschaftsbilder sind nicht unpolitisch, nur weil sie keine politischen Inhalte explizieren. Im Gegenteil. Gerade weil sie blosse Naturausschnitte zu rahmen scheinen, bieten sie sich zur Mystifizierung an. Und es greift zu kurz, wollte man das lediglich als ‹Problem der Alten› abtun und die Gegenwartskunst davon freisprechen. So lässt sich etwa bezogen auf manche Land Art Positionen fragen, welches amerikanische Verständnis von Landnahme sich hier ästhetisch fortsetzt. Ebenso zu kurz greifend aber wäre, alle Landschaftsdarstellungen unter Generalverdacht zu stellen, denn nicht selten bieten sie auch alternative Zugänge … Damals wie heute aber war und ist es nicht immer einfach in nebulösen Zeiten klar zu sehen.

Im Seminar wollen wir uns im Wechsel zwischen historischen und aktuellen Fällen zu orientieren versuchen. Ausgehend von Beispielen in Gemäldesammlungen, die wir zunächst historisch zu betrachten versuchen, werden wir Fäden aufnehmen und bis zu heutigen Projekten spannen, mit denen Künstler:innen aktuell nach Möglichkeiten suchen, vom Anthropozän zu erzählen, durch Kriege und Extraktivismen versehrte Landschaften zu thematisieren und/oder alternative Umweltästhetiken anzubieten.
Bibliographie / Literatur
  • Vertiefende / weiterführende Literatur wird im Seminar bekannt gegeben.
Leistungsnachweis / TestatanforderungAktive Teilnahme (inkl. Vorbereitung und eigenem kleinen Beitrag [wird zu Beginn besprochen]): bestanden/nicht bestanden
TermineFrühlingssemester 2023

Donnerstagnachmittag

20.4 bis 1.6.2023
13:00 bis 16:30
Dauer7x4L
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
BemerkungDas Seminar steht im Kontext der Frühjahrsakademie des Programms Ästhetische Kulturen (13.–17.05.2023) und bereitet auf das Thema "sich verlandschaften – auf der Suche nach einer relationalen Praxis" (mae-mtr-102.23F.005, gLV, Adorf/Kleesattel/Süess) vor.

Unterrichtssprache ist Deutsch.
The seminar will be held in German.
Termine (5)