Kritik oder Spass? - Design der Postmoderne der 70er und 80er Jahre (gLV) 

Rubrik: Designgeschichte / Designtheorien / Philosophie
Keywords: Entwurfsgeschichte, Kulturgeschichte 20. Jahrhundert, Postmoderne, Historiographie

Wie konnte es kommen, dass Einkaufszentren mit klassizistischen Säulen und barocken Treppenläufen versehen, Innenräume mit Bacterio-Laminaten überzogen, Pfeffermühlen als Comic-Figuren entworfen und Stereoanlagen aus Beton gegossen wurden? Was heute unmöglich erscheint und uns irritiert, war vor nicht allzu langer Zeit angesagt.
Wir untersuchen im Seminar gemeinsam das Phänomen sogenannter "postmoderner" Gestaltung der 1970er und 1980er Jahre aus verschiedenen Blickwinkeln und fragen danach, welche kulturellen Dynamiken im Zuge kulturellen Verschiebungen der 1960er Jahre (z.b. "High and Low" und "Camp") das Fundament für diese Strömungen bildeten. In einem weiteren Schritt untersuchen wir, inwiefern die Themen und Konzepte der sogenannten Postmoderne wirklich ausrangiert wurden oder ob sie nicht eher viele Aspekte unseres gegenwärtigen Alltags durchziehen, sich normalisiert haben und somit auch Teil heutiger Entwurfshaltungen sind.
Nummer und TypBDE-BDE-T-WP-4021.23F.001 / Moduldurchführung
ModulWahlpflichtmodul Theorie 4. Semester 
VeranstalterDepartement Design
LeitungCyril Kennel
ZeitMo 20. Februar 2023 bis Mo 22. Mai 2023 / 15–17 Uhr
Anzahl Teilnehmende6 - 20
ECTS2 Credits
VoraussetzungenFür DDE-Bachelor-Studierende:
Keine

Für Studierende anderer Studiengänge bzw. Vertiefungen der ZHdK erfolgt die verbindliche Einschreibung im Rahmen der geöffneten Lehrveranstaltungen via ClickEnroll vom 30.1. - 12.2.23 https://intern.zhdk.ch/?clickenroll (beschränkte Platzzahl).

Die Teilnahme darf sich nicht mit anderen Lehrveranstaltungen überschneiden bzw. muss vorgängig mit dem für die/den Studierende/n zuständigen Studiensekretariat abgesprochen werden.
LehrformSeminar
ZielgruppenWahlpflichtseminar Studierende 4. Semester
Lernziele / KompetenzenDesign-, Architektur- und Kulturgeschichte sind wichtige Instrumente, um gegenwärtige Entwurfsarbeit einordnen und kontextualisieren zu können. Das Seminar legt den Finger bewusst auf eine Zeit und auf gestalterische Strategien, die aus heutiger, populärer Sicht ambivalent erscheinen. Doch wodurch entsteht diese abwertende Haltung? Wer formuliert überhaupt mit welcher Agenda Designgeschichte? Und: In welcher Beziehung steht heutiges Schaffen zu einer Zeit, die erst wenige Jahrzehnte zurück liegt?
Das Seminar bezweckt, einen souveränen Umgang mit diesen Fragen zu erlangen. Dies geschieht einerseits durch Lektüre von Texte aus der damaligen Zeit, andererseits erlauben Exkursionen und Recherchen die differenzierte Anschauung am Objekt selber.
InhalteDas Seminar bietet einen breiten Rückblick über die Entwurfshaltungen der 1970er und 1980er Jahre im Produktdesign und in der Architektur. Sogenannte postmoderne Gestaltung mit historisierenden, humorvoll-zitierenden, teils kritischen und aus heutiger Sicht schrill anmutenden Ansätzen erlebte eine Blüte und positionierte sich als Ablehnung gegenüber als dogmatisch wahrgenommenen, rein modernistisch-funktionalistischen Entwürfen.
Ursprünglich als subversive Sprengkraft gegen ein bürgerliches Bollwerk der Nachkriegszeit zu verstehen, wandelte sich die Bewegung spätestens im Zuge neoliberaler Haltungen (Thatcherism, Reaganomics) der 1980er Jahre zu einer rein ästhetisch verstandenen Hülle für kapitalistische Konsumwelten. Aus einer Avant Garde wurde die Arrière Garde, aus einer kritischen Haltung ein reiner Stil.
Das Seminar untersucht diese Entwicklung aus der Gegenwart heraus und fragt, inwiefern die Themen der damaligen Zeit für heutige Entwurfshaltung eine Relevanz haben und untersucht die Prozesse einer Designgeschichtsschreibung kritisch.
Exkursionen bieten die Möglichkeit, Entwürfe aus der damaligen Zeit kennenzulernen. Die Analyse von Filmsequenzen und weiteren populärkulturellen Referenzen aus den 1980er Jahren ermöglichen, den damaligen Zeitgeist zu fassen.
Bibliographie / LiteraturAls hervorragender Einstieg in das Thema mit all seinen Facetten bietet sich Max Frischs lustvoll-polemische Streitschrift an:
https://www.tagesanzeiger.ch/kultur/buecher/Notizen-zur-PostModerne/story/22540344
Leistungsnachweis / Testatanforderung80% Anwesenheit, eigene Recherchearbeiten, Gruppenarbeit mit Präsentation.
Es besteht kein Anspruch auf Fern- oder Hybridunterricht.
Wichtig: Die im Seminar gezeigten Filmsequenzen können aus heutiger Zeit bezüglich Gewaltdarstellungen, damaliger Auffassungen von Geschlechterstereotypen sowie Auffassungen von "race" irritieren.
TermineMontags vom 20. Februar bis 22. Mai 2023
Kein Seminar an folgenden Terminen:
10. April / 1. Mai 2023
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Termine (12)