Seminar 1: De-signing the Body (gLV) 

Wird auch angeboten für

Nummer und TypMTR-MTR-1002.23F.001 / Moduldurchführung
ModulSeminar 
VeranstalterDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
LeitungIrene Vögeli, Basil Rogger, Caro Baur
ZeitDo 23. Februar 2023 bis Do 6. April 2023 / 9:15–12:30 Uhr
OrtSeminarraum ZT 4.T33 Toni-Areal, Seminarraum ZT 4.T33, Pfingstweidstrasse 96, 8005 Zürich
Anzahl Teilnehmende4 - 24
ECTS2 Credits
LehrformSeminar mit (Körper-)Übungen, Close Readings, Diskussionen
ZielgruppenWahlpflicht für Studierende MA Transdisziplinarität und MA Art Education, Vertiefung Kulturpublizistik.

Geöffnete Lehrveranstaltung für Studierende anderer Studiengänge der ZHdK. Einschreibung über ClickEnroll https://intern.zhdk.ch/?clickenroll
Inhalte(D)
«[Es] erscheint […] unschicklich, daß ein Unterrichtsort auch die Funktion besitzt, die Körper, die dort auftreten, in Betracht zu ziehen; nichts ist anstößiger, als den körperlichen Ausdruck einer Versammlung lesen zu wollen. Man setze den Körper dort wieder ein, wo er verjagt wurde, und eine ganze Zivilisation gerät spürbar ins Gleiten […]» Roland Barthes, «An das Seminar»

Seit einigen Jahren steht der Körper (wieder) verstärkt im Interesse nicht nur der Künste, sondern auch der Sozial- und Kulturwissenschaften. Denker:innen mit post-humanistischen, non-binären, intersektionalen, und Disability-Positionen prägen die zeitgenössische Kritik an klassischen abendländischen Dichotomien, insbesondere jenen zwischen Geist und Körper, Seele und Materie, Vernunft und Gefühl, männlich und weiblich oder öffentlich und privat; andererseits werden damit einschlägige Theorien des 20. Jahrhunderts, die von einer gegenseitigen Durchdringung von Sprache und Körper ausgingen, neu beurteilt. Bei Jacques Lacan oder Judith Butler ist es das sprachliche Medium des Symbolischen, durch welches die Körperlichkeit von Körpern erst hergestellt wird, und auch für Michel Foucault gibt es keinen ursprünglichen Körper, der in Diskursen erst nachträglich geformt werden würde. Körper sind immer schon bezeichnete und stellen sich durch Bezeichnungen erst her. Erst als bezeichneter (und zeichengebender) wird ein Körper zu einem Subjekt, das «gelesen» werden kann (und sich zu lesen gibt). In Prozessen des Bezeichnens werden Unterschiede der sozialen Klasse, der Normalität, der Ethnie oder des Geschlechts hergestellt.
Mit der Fokussierung auf die Materialität von Körpern einerseits, auf Affekte, Emotionen oder Gefühle andererseits wird dieses Primat der Sprache in neueren, insbesondere feministischen Theorien und Diskursen befragt und neu verhandelt. Die Rede ist nun von sich bewegenden und bewegten Körpern, die vor allem fühlen und von anderen Körpern affiziert werden. Körper sind nicht (nur) durch Texte und Zeichen geformt, sondern (ebenso) Materie, Präsenz und Resonanz, die sich mit anderen Körpern – auch mit nicht-humanen – zu verbinden vermögen. Wir sind in «materiell-semiotische Welten» (Haraway) verflochten.

In diesem Seminar widmen wir uns dem Spannungsfeld Körper/Materie–Sprache/Zeichen nicht nur anhand von älteren und neueren Texten, sondern versuchen auch, es in Körperpraktiken zu erkunden. Die Sitzungen beginnen jeweils mit Übungen, in welcher die Körper der Teilnehmenden in Bewegung versetzt werden und die dazu anregen sollen, den gegenseitigen Erhellungen von Körper- und Theoriearbeit ebenso nachzuspüren wie ihrer Inkompatibilität und Inkommensurabilität.

Das Seminar kann als Grundlage für das weiterführende Seminars «De-colonising the body» im 2. Quartal verstanden werden. Wer sich vertieft mit einer weiteren Kontextualisierung auseinandersetzen möchte, dem*der sei der Besuch beider Seminare empfohlen. Zudem findet im Rahmen des Theaterspektakels Zürich im August 2023 eine Summer School statt, in denen Körperpraktiken, die mit der Dekolonisierung in Zusammenhang stehen, in Workshops und diskursiven Formaten weiter bearbeitet werden können.

(E)

«[I]t appears incongruous for a site of teaching to have as its function the consideration of the bodies represented here; nothing more transgressive than to insist on reading the corporeal expression of the group. Put the body back where it has been taken from, and a whole slippage of civilization may be perceived […].»
Roland Barthes, “To the Seminar”

For some years now, the body has (again) been of increasing interest not only in the arts, but also in the fields of social and cultural studies. Thinkers with post-humanist, non-binary, intersectional, and disability positions are shaping the contemporary critique of classical occidental dichotomies, especially those between mind and body, soul and material, reason and emotion, male and female, or public and private; on the other hand, relevant theories of the 20th century, which assumed an mutual interpenetration of language and body, are being reevaluated. For Jacques Lacan or Judith Butler, the linguistic medium of the symbolic is what first produces the corporeality of bodies, and for Michel Foucault, too, there is no original body that would only be shaped afterwards in discourses. Bodies are therefore always signified and are produced through signification. Only as a signified (and sign-giving) a body becomes a subject that can be "read" (and gives itself to be read). In processes of signifying, differences of social class, normality, ethnicity, or gender are made. With the focus on the materiality of bodies on the one hand, and on affects, emotions or feelings on the other, this primacy of language is questioned and renegotiated in recent, especially feminist, theories and discourses. The talk is now of moving and moved bodies, which first of all feel and are affected by other bodies. Bodies are not (only) formed by texts and signs, but (equally) matter, presence, and resonance, capable of connecting with other bodies, including non-human ones. We are intertwined in "material-semiotic worlds" (Haraway).

In this seminar, we will address the tension between body/matter–language/sign not only through earlier and more recent texts, but also attempt to explore it in bodily practices. The sessions will begin with exercises in which the bodies of the participants will be put into motion and which will encourage us to trace the reciprocal illuminations of body and theory work as well as their incompatibility and incommensurability.

The seminar can be understood as a basis for the continuing seminar "De-colonising the body" in the 2nd quarter of the semester. For those who would like to delve deeper into a further contextualization, it is recommended to attend both seminars. In addition, a Summer School will take place in August 2023 within the framework of the Theaterspektakel Zürich, in which body practices related to decolonization can be further explored in workshops and discursive formats.
Leistungsnachweis / Testatanforderung80% Anwesenheit, aktive Teilnahme
80% attendance, active participation
TermineDonnerstagvormittag im 1. Quartal am 23.2. / 2.3. / 9.3. / 16.3. / 23.3. / 30.3. / 6.4. jeweils 09:15 bis 12:30 h
Dauer7 Halbtage im 1. Quartal
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
BemerkungUnterrichtssprachen sind Englisch und Deutsch.
The seminar will be held in English and German.
Termine (13)