Für alle reicht es nicht - Stimme als Experiment - ENTDECKEN/ERWEITERN_(SC) 

Blockstruktur: 2
Nummer und TypBTH-BTH-L-0023.22H.001 / Moduldurchführung
ModulModulvorlage VSC/VTP/VRE/VDR_3 
VeranstalterDepartement Darstellende Künste und Film
LeitungMandy Fabian Osterhage (MFO)
Anzahl Teilnehmende4 - 9
ECTS3 Credits
LehrformPraktische Arbeit
ZielgruppenL2 VSC
Lernziele / KompetenzenTexte und ihre sprachlichen Ansprüche machen es uns mitunter schwer, ein tiefgreifendes Verständnis für sie zu entwickeln oder emotionale Brücken zu ihnen zu schlagen. Sie scheinen sich uns durch ihre Fremdheit zu entziehen oder einzig einen intellektuellen Zugang zu ermöglichen, welcher ohne emotionale Unterfütterung bleibt. Oder aber - andersherum - Texte entwickeln beim erstmaligen Lesen eine Kraft, von der wir uns nur schwer wieder zu lösen vermögen. Damit verwehren sie sich uns jedoch auch in ihrer Vielschichtigkeit, ihrer Assoziativität oder ihrem Mysterium und damit auch den Möglichkeiten der Entäusserung, welche im Augenblick des Lesens noch ausserhalb der Vorstellungskraft liegen.
Das Erforschen der eigenen Stimme zapft Empfindungs - und Informationsebenen an, die uns im alltäglichen Umgang mit der Sprache verwehrt bleiben. Diese stimmlichen Resonanz- bzw. Klangräume zu entdecken, das Bewusstsein dafür zu schärfen, soll es den Spieler:innen ermöglichen, sich auf ganz selbstverständliche und freudvoll spielerische Art mit Texten auseinanderzusetzen. Die Stimme soll als eigenständiges, theatrales Element für das Handeln auf der Bühne verstanden und zu nutzen gelernt werden
Anhand einer Auswahl von Texten Heiner Müllers aus der Sammlung „Für alle reicht es nicht“ begeben sich die Studierenden in ein stimmliches Experimentierfeld, welche ihnen einen weiteren Zugang zu Ausdruck und Präsenz des Körpers und der Sprache ermöglicht. Die stimmliche Verlautbarung steht im Vordergrund, ermöglicht überraschende, unerwartete Sichtweisen auf Textinhalte.
Die Stimme wird als Initial verstanden, wird zu einem eigenständigen Element des Handelns auf der Bühne. Unterschiedliche Sounds enthalten unterschiedliche Informationen, die unmittelbar Bezug nehmen auf das eigene Empfinden und Erleben eines Spielers. Texte lassen sich so, auf ganz unterschiedliche Weise und Vielfältigkeit, in eine Konkretion des Ausdrucks überführen.
Im Vordergrund steht zunächst nicht das WAS verlautbar wird, sondern konzentriert sich auf das WIE der Verlautbarung. Diese Form der Aufmerksamkeit ermöglicht uns eine unpsychologische und damit freiere, mutigere Herangehensweise an den Umgang mit der eigenen Stimme und dem zu sprechenden Text, in welchem sich auf diese Weise neue und unvorhersehbare Sinnebenen erschliessen.
InhalteHeiner Müller, einer der bedeutendsten deutschsprachigen Dramatiker, war ein Visionär, dessen Texte über seine Zeit hinaus keinen Moment an erschütternder Aktualität eingebüsst haben.
In der Textsammlung „Für alle reicht es nicht“, Texte zum Kapitalismus, sind weniger bekannte, aber nicht weniger brisante Texte Heiner Müllers zur Veröffentlichung gelangt.
Im Vorwort der Sammlung heisst es: „Es geht darum, der Chance, die Heiner Müller als Dialektiker noch in der völligen „Ratlosigkeit des Denkens“ erkannt hat, einen Denkraum zu geben.“
Ohne Vergangenheit ist Zukunft nicht zu denken - Heiner Müllers Denken schlägt in seinen Texten einen Bogen und reicht selbst dann noch über unsere Gegenwart hinaus.
Über die Arbeit mit stimmlichen und körperlichen Improvisationstools, der Beschäftigung mit dem Autor Heiner Müller, seiner schreibenden Betrachtung von Welt innerhalb grösserer gesellschaftlich, politischer Kontexte, einer umfassenden Recherchearbeit zu den Inhalten seiner Arbeit, sollen die Spieler*innen die Stimme und den Raum als eigenständiges, theatrales Element verstehen und nutzen lernen, um die Inhalte eines Textes auf ganz vielfältige Weise in eine Expression zu überführen. Es geht darum, Aufmerksamkeit zu schaffen darüber, wie etwas klingt und was der eigene stimmliche Klang von sich aus für Informationen bereit hält. Wie können Spieler:innen diese Informationen für das Spiel nutzen? Stimmliches Experimentieren ermutigt, zu mehr Radikalität und Dynamik in der Stimme zu gelangen, Textinhalte zu schärfen und so ein tieferes Verständnis beim Zuschauer zu ermöglichen. Ein Bewusstsein darüber zu schaffen, wie der eigene Körper und der ihn umgebene Raum zum Resonanzkörper stimmlichen Ausdrucks wird, erweitert die Möglichkeiten künstlerischer Kreation um ein Vielfaches.
Bibliographie / Literatur„Für alle reicht es nicht“ Heiner Müller / Krieg ohne Schlacht / Theater ist kontrollierter Wahnsinn
Leistungsnachweis / Testatanforderunggem. Angaben der/des Modulverantwortlichen
TermineRaum: 1 grosser Proberaum
DauerAnzahl Wochen: 6 (HS: Wo:44-49) / Modus: 4x3h/Wo + 1x3h/Wo Selbststudium gem. Stundenplan_Mo/Di/Mi/Do/Fr, 10.30-13.30h
Selbststudiumszeit pro Semester: ca. 18h
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Termine (31)