Seminar 1: Listening to the Trouble (gLV) 

Wird auch angeboten für

Nummer und TypMTR-MTR-1002.22H.001 / Moduldurchführung
ModulSeminar 
VeranstalterDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
LeitungPatrick Müller, Caroline Baur, Antoine Chessex
ZeitDo 22. September 2022 bis Do 27. Oktober 2022 / 9:15–12:30 Uhr
OrtSeminarraum ZT 4.T33 Toni-Areal, Seminarraum ZT 4.T33, Pfingstweidstrasse 96, 8005 Zürich
13.10.22 / 4.T09 Seminarraum
Anzahl Teilnehmende4 - 28
ECTS2 Credits
LehrformSeminar mit Lektüren, Diskussionen, Referaten und Praxisbeispielen, die an das eigene Arbeitsfeld anschliessen.
ZielgruppenWahlpflicht für Studierende MA Transdisziplinarität.
Geöffnete Lehrveranstaltung für Studierende anderer Studiengänge der ZHdK. Einschreibung über ClickEnroll https://intern.zhdk.ch/?clickenroll
InhalteENG:
The tradition of acoustic ecology, which began in the late 1960’s with Murray R. Schafer, proposed a romanticized perception of nature, presenting the soundscape of the environment as idealized in contrast to the urban noise of humans. However, recent inquiries in the field of sonic ecologies and sound art have addressed more complex and ambivalent conceptual relations to human/non-human soundscapes, acknowledging fragile attunements to engage with sonic worlds.

For Bruno Latour and Timothy Morton, "nature" is not a useful term, because it is too vague a concept to engage with current ecological disasters. Global capitalism has indeed led to a paradoxical situation, where the human productivism inherently implies the collapse of the biosphere and increased environmental instabilities. The complex entanglements of living worlds, organisms and ecosystems now often occur in the interstices of a planet characterized by anthropo-technological domination. In this context, Anna Tsing raises the question of the possibility of living in the ruins of capitalism, seeking ways to attune sensibly to an uncertain present and (im)possible futures, while Donna J. Haraway invites to stay with the trouble while (re)thinking the relations between companion species.

In transdisciplinary artistic practices, the microphone and recording devices offer the possibility to document the soundscapes of disappearing ecosystems and non-human species, but might also invite to listen otherwise by triggering imaginative and collective potentialities in precarious times. The seminar will explore both practical and discursive dimensions at the intersection of critical ecologies, sound studies and sonic arts while investigating what can and cannot be heard raising complex issues and questions on listening, ethics, power, agency, technology, and subjectivity. The aim of the seminar is not only to stay with the trouble but also to attentively listen to it.

DE:
Die Tradition der akustischen Ökologie, die in den späten 1960er Jahren mit Murray R. Schafer begann, vertrat eine romantisierte Wahrnehmung der Natur: die Soundscapes der Umwelt wurden im Gegensatz zum urbanen Lärm der Menschen idealisiert. Aktuellere Perspektive im Bereich der Klangökologie und der Klangkunst haben sich jedoch mit komplexeren und ambivalenten Verhältnisse zu menschlichen/nicht-menschlichen Soundscapes befasst und erkennen fragile «Attunements» in der Auseinandersetzung mit Klangwelten.

Für Bruno Latour und Timothy Morton ist "Natur" kein brauchbarer Begriff, weil er zu vage ist, um sich mit den aktuellen ökologischen Katastrophen auseinanderzusetzen. Der globale Kapitalismus hat in der Tat zu einer paradoxen Situation geführt, in der der menschliche Produktivismus den Zusammenbruch der Biosphäre und zunehmende Umweltinstabilitäten nach sich zieht. Die komplexen Verflechtungen von Lebenswelten, Organismen und Ökosystemen finden heute oft in den Zwischenräumen eines Planeten statt, der von anthropo-technischer Herrschaft geprägt ist. In diesem Zusammenhang wirft Anna Tsing die Frage auf, ob es möglich ist, in den Ruinen des Kapitalismus zu leben, und sucht nach Wegen, sich sensibel auf eine ungewisse Gegenwart und (un)mögliche Zukunft einzustellen, während Donna J. Haraway dazu einlädt, unruhig zu bleiben und die Verwandtschaft zwischen «Companion Species» anders zu denken.

In transdisziplinären künstlerischen Praktiken bieten Mikrofon und Aufnahmegeräte die Möglichkeit, die Soundscapes verschwindender Ökosysteme und nicht-menschlicher Arten zu dokumentieren. Die Klänge können aber auch dazu einladen, anders zuzuhören, indem sie eine imaginative und kollektive Potenzialität in unsicheren Zeiten auslösen. Das Seminar wird sowohl praktische als auch diskursive Dimensionen an der Schnittstelle von kritischer Ökologie, Sound Studies und Klangkunst erforschen und dabei erkunden, was gehört wird oder ungehört bleibt. In diesem Kontext werden komplexe Themen und Fragen zu Ethik, Macht, Handlungsfähigkeit, Technologie und Subjektivität aufgeworfen. Ziel des Seminars ist es, nicht nur unruhig zu bleiben, sondern diese Unruhe aufmerksam zuzuhören.
Leistungsnachweis / Testatanforderung80% Anwesenheit, aktive Teilnahme
80% attendance, active participation
TermineDonnerstagvormittag, 22.9. / 29.9. / 6.10. / 13.10. / 20.10. / 27.10. jeweils 9.15 bis 12.30 h
Dauer6 Halbtage im 1. Quartal
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
BemerkungUnterrichtssprachen des Seminars sind Englisch und Deutsch.
The seminar will be held in English and German.
Termine (6)