Theorie und Programmatik Darstellender Künste: Über das Staunen: Affordanz, Aufmerksamkeit und Dramaturgie_VDR 

Blockstruktur: 1

Angebot für

Nummer und TypBTH-VDR-L-30111.22F.001 / Moduldurchführung
ModulTheorie und Programmatik Darstellender Künste 
VeranstalterDepartement Darstellende Künste und Film
LeitungProf. Dr. Jochen Kiefer (JK), Lucie Tuma (LT)
Anzahl Teilnehmende1 - 14
ECTS3 Credits
LehrformSeminar & Übung
ZielgruppenL2 VDR

Wahlmöglichkeit:
L2 VTP / L2 VRE / L2 VBN
L3 VTP / L3 VRE / L3 VDR
Lernziele / KompetenzenKennenlernen zentraler Denkfiguren mehr-als-menschlicher Philosophie.
Kontextualisieren von Schlüsseltexten zu den Begriffen der Aufmerksamkeit, Affordanz, Ökologie und deren Reflektion in fdramaturgischen Debatten. Analysieren von Theateraufführungen, filmischen Arbeiten und Werken der Bildenden Kunst aus dieser Perspektive.Übungen und somatische Praxis zu Wahrnehmung und Sensibilisierung durchführen und kennenlernen.
InhalteÜber das Staunen: Affordanz, Aufmerksamkeit und Dramaturgie _ ein Seminar zur Aufmerksamkeit. Leitung Lucie Tuma.

In dieser Lehrveranstaltung lernen wir das Staunen wieder. René Descartes sah darin einen den anderen Gefühlsregungen zugrunde liegenden Affekt. In einer Mischung aus Lektüre, Analyse und somatischen Praktiken untersuchen wir, wie es zum Staunen kommen kann. Eine zentraler Erklärungsansatz setzt bei einem ökologischen Verständnis menschlicher Subjektivität an, das eine grundsätzliche Verschränkung mit vielfältigen Welt(en) und vor allem mit mehr-als-menschlichen Materialien voraussetzt. Das Mehr-als-Menschliche weist auf all jenes hin, das `uns Menschen` nicht von anderen und anderem trennt, sondern verbindet.

Wir lernen das kartesianische Denkmodell in seinen Grundzügen kennen und lesen quer dazu Texte feministischer und mehr-als-menschlicher Positionen der zeitgenössischen Philosophie. Es wird darum gehen, wie Denken und Fühlen, Wahrnehmung und neuronale Netzwerke – kurz, unsere Aufmerksamkeiten - eng miteinander verzahnt sind. Mehr noch: Aufmerksamkeit entsteht erst in unmittelbarer Verschränkung mit ihren Umgebungen als deren Markierungslinie. Sie zeigt auf, worauf geachtet wird, wer oder was mit und als Wert betrachtet wird oder nicht. Materialien, technologische Objekte oder Artefakte verfügen über uns, indem sie unsere Handlungen strukturieren. Das sind ihre Fähigkeiten oder Kapazitäten – in der kognitiven Psychologie und Medientheorie wird dies mit dem Begriff der Affordanz beschrieben.

Aufmerksamkeit wird also nicht bloss gelenkt und in ihrer Beschaffenheit geprägt, sondern im Beziehungsgeflecht mit ihren Umgebungen hervorgebracht und generiert. So weit so gut. Wie aber kommen wir zum Staunen?

An diesem Punkt kommt Dramaturgie mit ins Spiel: Folgen wir dem Gedanken, dass unsere Aufmerksamkeit nicht bloss von einer bestimmten Umgebung und der Summe ihrer Affordanzen beeinflussbar und geprägt ist, sondern im Wechselspiel mit ihr entsteht. Welche Konsequenz hat das für die Aufgabe einer Dramaturgie, die sich nicht bloss als Verwalterin von Bestehendem, sondern als Herstellerin anderer möglicher Welten versteht? Hier entsteht ein ökologisch-ethisches Denken: Dramaturgie als Teil einer jeweiligen Ökologie, einem Gefüge aus Menschen und mehr-als-menschen Materialien und deren Zeitlichkeiten, Rhythmen und multisensoriellen Affordanzen.
Bibliographie / LiteraturReader wird zwei Wochen vor der Veranstaltung bereitgestellt. Textpassagen
u.a. von Yves Citton, René Descartes, Georg Franck, Donna Haraway, Catherine Malabou, Isabelle Stengers, James J. Gibson, Gilbert Simondon und Anna Tsing Lowenhaupt,
Leistungsnachweis / Testatanforderunggem. Angaben der/des Modulverantwortlichen
TermineRaum: Projektraum 1 (K1)_GA 13-221 oder 1 mittlerer Proberaum (Tische, Stühle, Beamer, Flipchart)
DauerAnzahl Wochen: 6 (FS: Wo:08-13) / Modus: 2x3h/Wo_Mo/Mi, 10.30-13.30h
Selbststudiumszeit pro Semester: ca. 30h
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Termine (11)