Seminar 5: Fluchtlinien (gLV) 

Angebot für

Nummer und TypMTR-MTR-1002.22F.005 / Moduldurchführung
ModulSeminar 
VeranstalterDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
LeitungAntoine Chessex, Soenke Gau
ZeitFr 22. April 2022 bis Fr 3. Juni 2022 / 9:15–12:30 Uhr
OrtSeminarraum ZT 4.T09 Toni-Areal, Seminarraum ZT 4.T09, Pfingstweidstrasse 96, 8005 Zürich
ZT 5.D02 (6.5.)
ZT 4.T30 (3.6.)
Anzahl Teilnehmende4 - 25
ECTS2 Credits
LehrformSeminar mit Lektüre, Referaten und Diskussionen
ZielgruppenWahlpflicht für Studierende MA Transdisziplinarität.

Geöffnete Lehrveranstaltung für Studierende anderer Studiengänge der ZHdK. Einschreibung über ClickEnroll https://intern.zhdk.ch/?clickenroll
InhalteAls britische Premierministerin prägte Magaret Thatcher einst den Slogan einer vermeintlichen Alternativlosigkeit zu dem von ihr favorisierten politischen Handeln. «There is no alternative!» wurde als Primat einer Politik so rege verwendet, dass sich im englischen Sprachraum das Akronym «TINA» etablierte und die Gesellschaft für deutsche Sprache «alternativlos» zum Unwort des Jahres 2010 kürte. Auch heute, viele Jahre später, erfreut sich diese Nicht-Begründung einer politischen Massnahme oder deren Ausbleiben hoher Beliebtheit und erstaunlicher Persistenz. Die Frage, wie man der postulierten Alternativlosigkeit entgehen bzw. ihr abweichende Handlungsmacht oder Handlungsfähigkeit entgegensetzen kann, gewinnt damit an Dringlichkeit.

Das autoritärste und feinmaschigste Ordnungsprinzip weist Bruchstellen und Risse auf, die sich zu widerständigen «Fluchtlinien» verbinden lassen, um einen Prozess der Transformation anzustossen. Gilles Deleuze und Felix Guattari entwarfen mit diesen Begriffen ein Konzept alternativer Subjektivierungsformen, die ein Dazwischen markieren: Eine Koexistenz zwischen Segmentarisierungs- und Fluchtlinien, zwischen «Makropolitik» und «Mikropolitik», die auch einen Raum der Potentialität wuchernder Widerstände markiert.

Andere aktuelle diskursive Positionen aus dem Black Studies, wie sie etwa von Fred Moten oder Saidiya Hartman definiert wurden, adressieren "Fugitivity" als fortwährende Ablehnung von Normen, die auferlegt werden. In diesen fragmentierten Zusammenhängen werden die vielen Formen der Flucht weniger als ein passiver Verzicht, sondern als eine aktive Möglichkeit definiert, eine gegebene Situation in etwas anderes konkret zu verwandeln.

Das Seminar möchte sich in Theorie und Praxis mit «Fluchtlinien» beschäftigen und alternative, dezentralisierte Organisationsformen erkunden. Die gemeinsame Textanalyse und entstehende kollektive Diskussionen sollen mit der Untersuchung von künstlerischen und aktivistischen Beispielen verschränkt werden. Dabei werden die Teilnehmer*innen ihre eigene Praxis aus der möglichen transdisziplinären Perspektive der «Fluchtlinien» reflektieren. In den Blick geraten dann kollektive Formen, Organisationsmodelle und Subjektivierungsweisen, denen es zumindest temporär gelingt, sich den Bestrebungen des Postulats «There is no alternative» zu entziehen.
Bibliographie / LiteraturWird bei der ersten Sitzung bekannt gegeben
Leistungsnachweis / Testatanforderung80% Anwesenheit, aktive Mitarbeit; Bereitschaft, ein Referat zu übernehmen
TermineFreitagvormittag: 22.4. / 29.4. / 6.5. / 13.5. / 20.5. / 3.6. / jeweils 09:15–12:30 Uhr
Dauer6 Halbtage im 2. Quartal
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
BemerkungUnterrichtssprache ist Deutsch.
Termine (8)