Seminar 6: Müdigkeit als Zwischenraum – Tiredness as a space inbetween (gLV) 

«Ich fordere nicht, die Müdigkeit abzuschaffen. Ich möchte dorthin zurück, wo es möglich ist, müde zu sein.» Maurice Blanchot

«Jeder sollte versuchen, eine Karte seiner Müdigkeiten zu zeichnen […].» Roland Barthes

Wird auch angeboten für

Nummer und TypMTR-MTR-1002.22F.006 / Moduldurchführung
ModulSeminar 
VeranstalterDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
LeitungIrene Vögeli und Nicole Frei
ZeitFr 22. April 2022 bis Fr 3. Juni 2022 / 13:30–16:45 Uhr
OrtSeminarraum ZT 4.T09 Toni-Areal, Seminarraum ZT 4.T09, Pfingstweidstrasse 96, 8005 Zürich
ZT 5.D02 (6.5.)
ZT 4.T30 (3.6.)
Anzahl Teilnehmende4 - 24
ECTS2 Credits
LehrformSeminar mit Lektüren, Diskussionen und praktischen Übungen
ZielgruppenWahlpflicht für Studierende MA Transdisziplinarität

Geöffnete Lehrveranstaltung für Studierende anderer Studiengänge der ZHdK. Einschreibung über ClickEnroll https://intern.zhdk.ch/?clickenroll
Inhalte(D) Die plötzliche Müdigkeit in einer Arbeitssitzung, gegen die man ankämpft; die müssige Müdigkeit in der nachmittäglichen Sommerhitze, die man auskostet; die quälende Müdigkeit schlafloser Nächte, in welchen man das Wachsein verflucht; die verdiente Müdigkeit nach einem arbeitsreichen Tag, der man sich zufrieden hingibt … Auch wenn solche Müdigkeiten unterschiedlich erfahren und bewertet werden, ist ihnen doch eines gemeinsam: das Oszillieren zwischen Aktivität und Passivität, zwischen Wachheit und Schlaf, zwischen Bewusstheit und Traum. Müdigkeit ist daher weniger ein Zustand, als vielmehr ein zeitlich gedehnter Übergang, über dessen Umschlag in die eine oder andere Richtungen wir ebenso wenig entscheiden können, wie wir fähig sind, die Müdigkeit absichtlich hervorzurufen, sie abzuwenden oder zu ignorieren. Erst die Aufgabe unserer Souveränität, das Sich-ihr-Überlassen, das jede Müdigkeit so unerbittlich einfordert, ermöglicht eine Erfahrung, die, so der Philosoph Maurice Blanchot, niemand aus Eitelkeit wählen würde. Wo sich die hingenommene Müdigkeit der Produktivität, der Verwertbarkeit und Zielgerichtetheit unseres Handelns widersetzt, offenbart sie auch ihr widerständiges Potenzial.

In diesem Seminar befassen wir uns mit Müdigkeit als einem solchen «Dazwischen» und fragen danach, welche spezifischen Wahrnehmungen mit den unterschiedlichen Weisen des müde Seins verbunden sind. Einerseits erarbeiten wir uns anhand ausgewählter Texte ein Verständnis von Müdigkeit als ästhetischer Kategorie und untersuchen die subversiven Effekte des müde Seins, das sich in die Rhythmen, Dynamiken und Anforderungen einer flexibilisierten Arbeitsgesellschaft nicht einfügt. Andererseits wollen wir uns auch praktisch im müde Sein üben. In unterschiedlichen Versuchen testen wir müde Wahrnehmungen und entwerfen Accessoires, die uns ein bequemes müde Sein auch dort erlauben, wo in der Regel Wachheit und Agilität gefordert ist.

(E) The sudden fatigue in a work session that one fights against; the tiredness in the afternoon summer heat that one savours; the tormenting fatigue of sleepless nights in which one curses being awake; the deserved fatigue after a busy day to which one gives oneself up contentedly ... Even if such fatigues are experienced and evaluated differently, they have one thing in common: The oscillation between activity and passivity, between wakefulness and sleep, between consciousness and dream. Fatigue is therefore not so much a state as a temporally stretched transition, about whose turn in one direction or the other we can no more decide than we are capable of deliberately causing fatigue, averting it or ignoring it. Only the abandonment of our sovereignty, the surrender to it that every fatigue so inexorably demands, makes possible an experience that, according to the philosopher Maurice Blanchot, no one would choose out of vanity. Where the accepted fatigue resists productivity, the usability and goal-directedness of our actions, it also reveals its potential for resistance.

In this seminar, we will deal with fatigue as such an "in-between" and ask what specific perceptions are associated with the different ways of being tired. On the one hand, we will use selected texts to develop an understanding of fatigue as an aesthetic category and examine the subversive effects of being tired, which does not fit into the rhythms, dynamics and demands of a flexibilised working society. On the other hand, we also want to practice being tired. In different experiments, we will test tired perceptions and design accessories that allow us to be comfortably tired even where wakefulness and agility are usually required.
Bibliographie / LiteraturWird zu Beginn des Seminars bekannt gegeben.
Will be announced at the beginning of the seminar.
Leistungsnachweis / Testatanforderung80% Anwesenheit, aktive Mitarbeit, Erfüllen der im Seminar gestellten Aufgaben
80% attendance, active participation, completion of the tasks set in the seminar
TermineFreitagnachmittag 22.04./ 29.04./ 06.05./ 13.05. /20.05/ 03.06. jeweils 13:30–16:45 h
Dauer6 Halbtage im 2. Quartal
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Bemerkung(D) Unterrichtssprachen sind deutsch und Englisch. Im Seminar werden wir uns aber auch mit Texten befassen, die in Englischer Übersetzung nicht vorliegen. Für Studierende, die kein deutsch sprechen, werden Lösungen finden, die ihnen die Teilnahme dennoch erlauben.

(E) The seminar will be held in German and English. In the seminar, however, we will also deal with texts that are not available in English translation. For students who do not speak German, solutions will be found to allow them to participate nevertheless.
Termine (10)