Interdisziplinäre Designpraxis VTI/VID: Flauschiges Vieh vs. borstiges Biest 

Eine interdisziplinäre Gratwanderung, die das Unbehagliche zähmt und das Behagliche herausfordert.
Nummer und TypBDE-BDE-P-4034.22F.001 / Moduldurchführung
ModulInterdisziplinäre Designpraxis 
VeranstalterDepartement Design
LeitungVéronique Rebetez (VID),
Henriette-Friederike Herm (VTI)
ZeitDi 22. Februar 2022 bis Fr 18. März 2022 / 8:30–17 Uhr
Anzahl Teilnehmendemaximal 22
ECTS6 Credits
Voraussetzungen4. Semester Bachelor Design
LehrformInterdisziplinäre Workshops mit Inputreferaten, Theorieunterricht und individuelle Projektarbeit
ZielgruppenBachelor Praxismodul für Studierende im 4. Semester
Lernziele / Kompetenzen• Schaffen von gestalterischen Freiräumen, um diese als
Spielwiese gemeinschaftlicher, interdisziplinärer Kreativität zu nutzen.
• Inhaltliche Auseinandersetzung mit den Begriffen Behagen und Unbehagen auf
gesellschaftlicher, ästhetischer und empirischer Ebene.
• Experimentieren mit interdisziplinären Methoden, um diese im eigenen kreativen
Prozess auszuloten und dessen Potenzial zu nutzen.
• Entwicklung und prototypische Umsetzung einer Idee in einer interdisziplinären
Gruppe.
InhalteIn dem Modul «flauschiges Fieh vs. borstiges Biest» untersuchen, erspüren und erfahren wir die Gegensatzpaare des Zeitgeistes: Unbehagen vs. Behagen, Offensive vs. Rückzug, Kritik vs. Lob, Langeweile vs. Euphorie. Das emotionale, politische und gesellschaftliche Spannungsfeld zwischen Unbehagen und Behagen ist in den letzten zwei Jahren exponentiell gewachsen. Das Unbehagen findet vorrangig in der Öffentlichkeit statt, für das Behagen ist der Rückzug in die eigenen vier Wände, in das Private eine beliebte Option geworden. Doch blicken wir da nicht auf eine Überforderung, die in ihrem Unbehagen ihre eigene Problemlösungskompetenz zu vergessen droht?

Durch das Spiel mit diversen gestalterischen Zugängen erkunden wir den Kippmoment, wenn das Behagen ins Unbehagen, das Unbehagen ins Behagen driftet. Wir sind auf der Suche nach der Behaglichkeit im Unbehaglichen, nach der Offensive im Rückzug, nach dem Lob in der Kritik und der Euphorie in der Langeweile. Wie können wir den Rückzug ins Private aufhalten, umcodieren oder hacken und so das Behagliche in der Öffentlichkeit kreieren? Wo sind die sinnlichen Momente im Alltäglichen und wie lassen sie sich gestalten? Was können wir als Gestalter:innen tun, um bereits kontextualisierte Orte, Situationen, Dinge von einem borstigen Biest in ein flauschiges Vieh zu transformieren?

Der Begriff *gestalterisch* umfasst hier die Gesamtheit der künstlerischen Disziplinen. Somit beleuchten wir diese Gegensatzpaare des Zeitgeistes aus unterschiedlichen inhaltlichen Perspektiven sowie mit unterschiedlichen interdisziplinären Methoden und Strategien. Ziel ist es mit deren Hilfe einen *Drive* und einen *Trigger* für Kreativität und für die eigene persönliche Gestaltungsidentität zu erlangen. Dabei navigieren wir als Grenzgänger:innen zwischen alt bekannten Methoden des Designs, bei dem die Sammlung und das Finden von Ideen und Umsetzungsmöglichkeiten im Zentrum stehen und Methoden bei denen:
1. die körperliche- empirische Erfahrung, wann Behagen und Unbehagen aufkommt, ausgelotet wird;
2. künstlerische Interventionen im Geiste des *Happenings* das Spannungsfeld zwischen Unbehagen und Behagen in der Öffentlichkeit provozieren;
3. Improvisationstechniken der darstellenden Künste uns helfen Kritik und Lob auszuhalten und auszuteilen;
4. mittels Nichts-Tuns erprobt wird, ob Langeweile gemäss der britischen Psychologin Dr. Sandi Mann Euphorie, Humor, Kreativität und Inspiration auslöst.

Lasst uns also Welten kreieren, in denen wir das Biest bändigen und das flauschige Vieh hinterm Ofen hervorlocken, in denen wir vier Wochen experimentieren und interdisziplinäre Projekte entwickeln, die das Unbehagliche zähmen sowie das Behagliche herausfordern.
Bibliographie / LiteraturArmin Nassehi: Unbehagen - Theorie der überforderten Gesellschaft, Verlag C.H.Beck oHG, München, 2021.

Jacques Rancière: Das Unbehagen in der Ästhetik, Paasagen Verlag, Wien, 2. Auflage 2008.

Prinz, Sofia; Moebius, Stephan (HG.): Das Design der Gesellschaft. Zur Kultursoziologie des Designs, transcript Verlag, Bielefeld, 2012.
Leistungsnachweis / Testatanforderung80% Anwesenheit und aktive Teilnahme am Unterricht. Erarbeitung und Präsentation der geforderten Teilaufgaben.
Termine22. Februar - 18. März 2022 (jeweils Di-Fr)
BewertungsformNoten von A - F
BemerkungDetaillierte Informationen und Termine zum Modul folgen kurz vor Modulstart im Frühjahr 2022 per E-Mail.
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