Positionen und Diskurse in den Künsten und im Design: senseABILITIES – Politik der Affekte im Anthropozändiskurs (gLV) 

senseABILITIES – Politik der Affekte im Anthropozändiskurs

«Wir müssen denken» – die in ihrer Wiederholung fast apodiktische Beschwörungsformel der feministischen Wissenschaftstheoretikerin Donna Haraway in ihrem letzten Buch "Staying with the Trouble" (dt. "Unruhig bleiben") erinnert die Lesenden an die Dringlichkeit, die Zusammenhänge zwischen den komplexen Problemen globaler Grössenordnung und der Art, wie wir uns in der Welt sehen und denken, zum Ausgangspunkt für eine Kurskorrektur zu nehmen – ein Kurs, auf den uns die abendländische Denkgeschichte gebracht hat und der in den Erzählungen fortdauert, mit denen wir uns die Welt erklären. So scheint Haraway der Begriff des Anthropozäns nicht gut genug gedacht, entstammt er doch der gleichen Logik, deren Folgen er zu problematisieren sucht: er rückt die Menschen ins Zentrum und schreibt ihnen die Grösse zu, ein eigenes Erdzeitalter zu verantworten. Ihr Gegenvorschlag, das fast unaussprechliche Chthuluzän, versucht eine andere Betrachtungsweise zu benennen – kurz, nicht die Abhängigkeit alles Irdischen vom Menschen, sondern die mitunter tödliche Abhängigkeit alles Irdischen, so auch des Menschen, von allem Irdischen ­– ein notwendiges Umdenken durch ein Denken wechselseitiger Beziehungen und Abhängigkeiten, ein Anerkennen von Verwandtschaften und die notwendige Sorge darum. In der Suche nach einem anderen Denken spielen die Künste, das zeigt der Diskurs um «Anderes Wissen» an, eine nicht unbedeutende Rolle, weil sie die Fragen der Wahrnehmungen und Sensibilitäten ebenso wie die nach den Formen des Erzählens, Darstellens und Mitteilens als ihr Kerngeschäft kennen. So verwundert es nicht, dass Themen wie Narrating the Anthropocene, – the Mesh, – Nonhuman Spaces, «Sometimes I hear plants whisper», um nur einige sprechende Titel zu nennen, derzeit eine grosse Konjunktur haben – auch und gerade in den Ausstellungs- und Aufführungsstätten, in den Kunsthochschulen [quod erat demonstrandum], Filmfestivals usw.

In der Vortragsreihe «Positionen & Diskurse» möchten wir uns mit Gästen über Fragen in diesem Diskursfeld informieren und diese diskutieren, wobei es von der Dringlichkeit neuer Empathiefähigkeiten gegenüber Nicht-Menschlichem bis zur Problematisierung neoromantischer Konstruktionen ruhig auch kontrovers werden darf.

Die Herbsakademie mit dem Thema "Die »Ich-Funktion« in der Theorie und das Schreiben aus (m)einem Körper" fokussiert situierte Theoriepraktiken, die auch in senseABILITIES eine zentrale Rolle spielen. Ein Besuch beider Programme wird empfohlen.

Wird auch angeboten für

Nummer und Typmae-mtr-100.21H.001 / Moduldurchführung
ModulPositionen und Diskurse in den Künsten und im Design 
VeranstalterDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
LeitungSigrid Adorf, Soenke Gau
Zeit
Mo 27. September 2021 bis Di 7. Dezember 2021
Montag, 18.00 bis 20.00 Uhr Vorlesung
Dienstag, 10.00 bis 12.00 Uhr Seminar
Anzahl Teilnehmendemaximal 60
ECTS2 Credits
VoraussetzungenFür MAE Studierende: keine

Für Studierende anderer Studiengänge bzw. Vertiefungen der ZHdK, im Rahmen der geöffneten Lehrveranstaltungen:
Einschreibung über ClickEnroll
https://intern.zhdk.ch/?ClickEnroll
LehrformVorlesung, Kolloquium, Übung
ZielgruppenMAE Studierende Kunstpädagogik
MAE Studierende Curatorial Studies
MAE Studierende Kulturpublizistik
MTR-Studierende
und Interessierte anderer Studiengänge bzw. Vertiefungen der ZHdK
Lernziele / KompetenzenLernziel Wissen:
  • Positionen, Diskurse und Entwicklungen in den Künsten und im Design der Gegenwart (seit ca. 1960) exemplarisch kennen und vertiefen.
    Lernziel Methode:
  • Diskurse im Themenfeld verstehen, einordnen und analysieren.
  • Umgang mit und kreative Aneignung von theoretischen Begriffen, Denkbildern, Konzepten üben.
  • Umgang mit Gästen und deren Inputs, spontane Reaktion auf das Gehörte üben.
    Lernziel Haltung:
  • Eigenständige, reflektierte und kritische Haltung gegenüber den vorgestellte Positionen entwickeln.
InhalteDas konkrete Programm wird vor dem Start der Veranstaltung bekanntgegeben.
Bibliographie / LiteraturEin Reader wird zu Beginn der Veranstaltung digital abrufbar sein.
Leistungsnachweis / TestatanforderungLeistungsnachweis in Form einer verantwortlichen Beteiligung an einem Termin mit Gast im Rahmen einer Gruppenarbeit und regelmässige, aktive Teilnahme in der Gruppe und im Plenum.
Feedback und Bewertung (bestanden/nicht bestanden) aufgrund des Übungsresultates und der aktiven Teilnahme, 80 % Anwesenheit (mit Unterschriftenkontrolle).
TermineHerbstsemester 2021

27.9 bis 7.12


Mo 18.00 bis 20.00 Vorlesung
Di 10.00 bis 12.00 Seminar
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
BemerkungUnterrichtssprache ist Deutsch.
The seminar will be held in German.

Ab dem Studienjahr 2021-2022 gilt für MAE-Studierende, dass sie Veranstaltungen, die im Vorlesungsverzeichnis unter Basisprogramm ausgeschrieben sind, in einem Umfang von zehn ECTS besuchen müssen. Die restlichen zehn ECTS können auch in anderen Veranstaltungen (z.B. in geöffneten Lehrveranstaltungen, im Shared Campus, in aussercurriculären Projekten, Labs oder in Form von persönlichen Projekten) absolviert werden. Adressat:innen für zugehörige Verständigungen sind Ruedi Widmer als Basisprogramm-Verantwortlicher oder die Vertiefungsleiter:innen.
Termine (18)