HYB / WHITE RABBIT ON THE SECOND FLOOR_Bühnenraumentwurf 

Blockstruktur: 1 / 2
Nummer und TypBTH-VBN-L-0024.21F.002 / Moduldurchführung
ModulModulvorlage VBN_10 - (best.) 
VeranstalterDepartement Darstellende Künste und Film
LeitungNadia Fistarol (NF),Dominic Huber (DH), Klara Mand, Laura Knüsel, Prof. Dr. Jochen Kiefer (JK),
Anzahl Teilnehmende3 - 7
ECTS10 Credits
VoraussetzungenDas Modul setzt die erworbenen Kenntnisse aus den ersten 3 Semestern Bühnenbild voraus
LehrformGruppenunterricht
ZielgruppenL2 VBN, 4. Semester
Lernziele / KompetenzenKennenlernen einer grossen Bandbreite inszenatorischer Raumkonzepte zwischen Theater, Tanz, Performance und Visual Arts, möglichst mittels direkter Erfahrung und im Austausch mit Künstler*innen. Einführung zentraler Begriffe wie Atmosphäre, Landschaft, Plot, World Building.
Inhaltliche Recherche und Brainstorming mit Skizzen, Collagen und ausdrucksstarken Moodboards erstellen
Kennenlernen der Strukturen in Mythen und Sagen
Zeichenhaftigkeit der Mythen in räumliche Gestaltungselemente übertragen
Atmosphäre des eigen gewählten Mythos in räumlicher Setzung rahmen
Entwickeln einer eigenen Haltung und Argumentation als Bühnenbildner*in / Szenograf*in in Bezug auf die Rolle als Co-Autor*in in künstlerischen Teams unterschiedlichster Projektformen.
Entwicklung eines Bewusstseins über das narrative Zusammenspiel von Körper, Raum und Zeit sowie über die umfassende inszenatorische Wirkung von Bühnenbild und Szenografie.
Vertiefte Vorstellungen über die Beziehung zwischen anwesendem Publikum und Performance – Wissen um verschiedene Möglichkeiten der Publikums-Situierung: Passiv, observierend, interaktiv, partizipativ bis immersiv.
Im Laufe des Moduls entwickeln die Studierenden eine Skizze eines installativen Projekts zu einem vorgegebenen Thema und dokumentieren diese mit Texten, Bildern, Zeichnungen und einem Modell.
Inhalte„I want to believe“ oder auch Helden.Lieder.Räume.

Wir glauben heute nicht mehr an Götter, der Glaube an die Wissenschaft und Zahlen wankt und dass Geld alle Sorgen tilgt, glaubt hierzulande kaum jemand. Wir wissen nicht, an was wir sonst glauben können und haben doch grosse Sehnsucht nach Halt. Es fehlt sowohl ein Anker als auch eine Vision. Wir spüren, dass sich ein bedeutender Wandel vollziehen wird, ahnen aber nicht einmal, wohin uns dieser führen kann. Welche Werte gilt es zu verteidigen? Wofür können wir uns stark machen? Welchen Einsatz sind wir bereit zu bieten? Ohne Anhaltspunkt lassen wir uns treiben, ohne fähig zu sein, die Segel in die Hand zu nehmen. Normalerweise betritt an dieser Stelle eine heroische Gestalt die Bühne. Wobei deren Versprechen auf eine bessere Zukunft oder die Abwendung der Katastrophen häufig selbst schon wieder mit Gefährdung, Gewalt und Chaos verbunden ist.

In unserem Semesterprojekt gehen wir der Frage nach, wie die Helden unserer Zeit aussehen müssten, was diese ausmacht und warum es sich trotz eines immer drohenden Scheiterns lohnt, neu Mut zu schöpfen, um nach dem Unmöglichen zu greifen.

Auf der Suche nach Vorbildern werden wir in das Opus „Der Heros in tausend Gestalten“ von Joseph Campbell eintauchen. Er führt uns in unzähligen Mythen und Sagen durch die mythische Welt von Heroen in allen Zeiten und aus allen Ländern. Campbells Interesse gilt der Frage, was das Geheimnis dieser zeitlosen Visionen ist und stellt fest, dass die Muster von Heldenerzählungen in vielen Kulturen und Zeiten vergleichbar sind, ihre Räume, Kontexte, Figuren und die Arten ihrer Erzählung sich aber in ständiger Bewegung befinden. Campbell untersucht die verbindenden Elemente der einzelnen Geschichten und fragt, wie sie aufgebaut sein müssen, um uns zu bewegen. Wir werden mit diesen Mustern spielen und in ihrer Übertragung in den Raum zugleich Raum für ihre Erzählung und Transformation in die Gegenwart schaffen.

Campbell zeichnet einen Zyklus aus drei Etappen mit diversen kleineren und grösseren Episoden und Schwellenmomenten nach. In der ersten Etappe erkennen Held*innen, dass etwas im Argen liegt und fühlen sich dazu auserkoren, die Umstände zu verändern. Nach dem Aufbruch aus der heimischen Welt, übertritt er oder sie die Schwelle zu einer unbekannten Welt voller Ungewissheiten und Gefahren. Nach einer Zeit der Prüfungen, finden sich die Held*innen in einer durch sie veränderten Welt wieder, die auch die Held*innen selbst verändert hat. Die hier zugrundeliegende christliche Geschichtserzählung vom Sich-Untertan-Machen der Welt ist in der Heldenreise als eine Erlösung in die Welt und nicht ins Jenseits erkennbar, - eine Reise, die zugleich auch immer die Möglichkeit des Selbstopfers für die Gemeinschaft oder für höhere Werte mit einbezieht. Ist der Mensch vor dem Hintergrund seiner selbstzerstörerischen Kräfte an seinen eigenen Lebensgrundlagen aber überhaupt noch geeignet zum Helden, sollten nicht besser künstliche Intelligenzen übernehmen? Oder sollen wir uns als Menschheit besser selbst abschaffen, damit die Erde überleben kann? Liegt das neue Heldische vielleicht in der Aufgabe des utopischen Pathos und der abenteuerlichen Phantasien von der Beherrschung der Natur?

Nicht ohne Grund gleicht Campbells Buch einer Bibel der Filmbranche. Denn die Personalisierung des Heldischen ist weniger das Aufzeigen und Ermöglichen einer Realität als die Befriedigung des allzu menschlichen und zugleich zerstörerischen Glaubens an die Überwindung aller Gefahren und der Erreichbarkeit des ewigen Friedens. Für den Menschen sind Mythen und Geschichten von Heroen demnach ebenso unerlässlich zur Orientierung wie gefährlich in ihrer Realisierung.

Dieser Kritik des Heldenmythos nähern wir uns gleichsam durch die Hintertür und beschäftigen uns mit Diskursen des Postheroischen (Heiner Müller, Herfried Münkler, Dirk Baecker, Karl-Heinz Bette).

Und, last but definetly not least: wie männlich, divers und/oder weiblich müssen die Figuren des Heldischen heute eigentlich vorgestellt und gedacht sein?

Im Semesterprojekt widmen wir uns der Aufgabe, ein Bühnenbild in der Box des Schauspielhauses zu entwerfen.Die Grenzen zwischen Theater, Tanz, Performance und Visual Arts sind durchlässiger geworden und haben sich teilweise ganz aufgelöst. Es gibt Theaterkonzepte ohne Live-Darsteller, Tanzperformances, die vorwiegend mit Texten arbeiten, hochtheatrale narrative Rauminstallationen und Kunstprojekte, in welchen ausschliesslich interagierende Performer im leeren White Cube zu erleben sind. Gemeinsam sind diesen Arbeiten der kleinste gemeinsame Nenner aller theatralen Versuchsanordnungen: Die Inszenierung einer Gegenwart im Zusammenspiel von Raum, Zeit und anwesenden Menschen – wobei mit Menschen das Publikum immer mitgemeint ist.
Wir untersuchen anhand von Referenzen, Vorträgen und im Diskurs mit Künstlern sowie eigenen Versuchsanordnungen diese Suche nach einem theatralen Moment, in dem nicht nur etwas vorgeführt wird sondern der Angebote vielschichtigen Erlebens bereit hält. Im Sinn von Allan Kaprows Aufforderung "Go in instead of look at" interessieren uns Projekte, in welchen die Betrachendenden in unterschiedlichem Mass auch Handlungsträger sein können. Szenografie verstehen wir dabei als umfassende Inszenierungsstrategie, die immer auch auf die Zeit und den oder die Körper im Raum einwirkt.

Als narrative Struktur der Dramaturgie gilt es, die Etappen eines selbst gewählten Helden- oder Antiheldenmythos zu bestimmen und eine korrespondierende Aufführungssituation zu finden.

Das atmosphärische Potenzial des Mythos gilt es mittels Raumkonzeption und ästhetischen Ausdrucksmitteln zu unterstützen und optimal erfahrbar zu machen. Dazu werden wir uns eingehend mit Symbolsprache und Ritualen beschäftigen. Was triggert ein Zeichen auf der Bühne, wie können wir die Aufmerksamkeit der Besucher*innen lenken und die Fantasie der Betrachter anstacheln?

Auf unserer Suche nach neuen Held*innen tauchen wir in alte und neue Geschichten ein, folgen ihren Mustern und Diskursen, suchen ihre Poesie und lassen uns von zeitgenössischen Sehnsüchten leiten.
Leistungsnachweis / Testatanforderunggem. Angaben der/des Modulverantwortlichen
TermineRaum: Bühnenbildatelier & Seminarraum
DauerAnzahl Wochen: 10 (FS: Wo:10-19) / Modus: Modus: jeweils Di. - Fr. 10:30 - 18 Uhr
Selbststudiumszeit pro Semester: ca. 50 h
Wichtige Daten;
Wo 10_
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Wo 16_
Wo 19_
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Termine (9)