Positionen und Diskurse in den Künsten und im Design: Again ... Wi(e)derbetrachtungen von Geschichte
Revisioning ... als (Ver)Handlungsraum
Geschichte ist paradox – sie scheint faktisch gegeben, aber nie abgeschlossen. Widerstreitende Betrachtungen und Bewertungen sind der Stoff, aus dem Gegenwart ihre Zukunft generiert. Dem fortschrittsorientierten Geschichtsverständnis setzt Walter Benjamin in seinem berühmten Text «Über den Begriff der Geschichte» (1940) den Gedanken einer nichtlinearen, diskontinuierlichen Zeit entgegen und verbindet damit eine säkularisierte Hoffnung auf Erlösung. Er betont: «Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein. Und wie es selbst nicht frei ist von Barbarei, so ist auch der Prozeß der Überlieferung nicht, in dem es von dem einen an den andern gefallen ist.» (These VII) – Klimaveränderung, fortdauernden Kolonialismen und Migration, erstarkende Nationalismen und rechtspopulistische Tendenzen gelten als die gegenwärtigen Herausforderungen, die Neubetrachtungen historischer Zeugnisse und Überzeugungen erfordern. Mit Benjamin gesprochen, bleibt es die Aufgabe der Kritik, «die Geschichte gegen den Strich zu bürsten.».
Die Vorlesungsreihe «Positionen und Diskurse» möchte mit dem Schwerpunkt «Revisioning ... – als (Ver)Handlungsraum» diesem Geschichtsverständnis für die nächsten beiden Semester folgen und die Wiederbetrachtung als eine kritische Methode historischer Forschung verstehen. In diesem Semester geraten dann zahlreiche künstlerische Verfahrensweise die Geschichte(n) erneut zu befragen in den Blick: Praktiken des Reenactments bewegen sich als Interventionen in Geschichtsbewertungen zwischen restaurativen und kritischen Anliegen. Archive sozialer Bewegungen versammeln Materialien, die von der hegemonialen Geschichtsschreibung nicht beachtet werden. Das Revisioning von Sammlungen anerkennt die nichtabschliessbare Notwendigkeit einer permanenten Neubetrachtung und -bewertung, wie es gerade auch an der aktuellen Auseinandersetzug um ethnologischen Sammlungen deutlich wird. Für das nächste Semester ist eine Fortsetzung der Beschäftigung mit dem Schwerpunkt «Revisioning» geplant, dieses Mal mit einem Fokus auf politisch, gesellschaftliche und kulturelle Auswirkungen.
Gemeinsam mit Gästen aus den Künsten und den Geisteswissenschaften möchten wir die Praktik des «Revisioning» als (Ver)Handlungsraum untersuchen – als Möglichkeit der punktuellen Stillstellung des Geschehens, als Chance einer unterdrückten Vergangenheit.
Geschichte ist paradox – sie scheint faktisch gegeben, aber nie abgeschlossen. Widerstreitende Betrachtungen und Bewertungen sind der Stoff, aus dem Gegenwart ihre Zukunft generiert. Dem fortschrittsorientierten Geschichtsverständnis setzt Walter Benjamin in seinem berühmten Text «Über den Begriff der Geschichte» (1940) den Gedanken einer nichtlinearen, diskontinuierlichen Zeit entgegen und verbindet damit eine säkularisierte Hoffnung auf Erlösung. Er betont: «Es ist niemals ein Dokument der Kultur, ohne zugleich ein solches der Barbarei zu sein. Und wie es selbst nicht frei ist von Barbarei, so ist auch der Prozeß der Überlieferung nicht, in dem es von dem einen an den andern gefallen ist.» (These VII) – Klimaveränderung, fortdauernden Kolonialismen und Migration, erstarkende Nationalismen und rechtspopulistische Tendenzen gelten als die gegenwärtigen Herausforderungen, die Neubetrachtungen historischer Zeugnisse und Überzeugungen erfordern. Mit Benjamin gesprochen, bleibt es die Aufgabe der Kritik, «die Geschichte gegen den Strich zu bürsten.».
Die Vorlesungsreihe «Positionen und Diskurse» möchte mit dem Schwerpunkt «Revisioning ... – als (Ver)Handlungsraum» diesem Geschichtsverständnis für die nächsten beiden Semester folgen und die Wiederbetrachtung als eine kritische Methode historischer Forschung verstehen. In diesem Semester geraten dann zahlreiche künstlerische Verfahrensweise die Geschichte(n) erneut zu befragen in den Blick: Praktiken des Reenactments bewegen sich als Interventionen in Geschichtsbewertungen zwischen restaurativen und kritischen Anliegen. Archive sozialer Bewegungen versammeln Materialien, die von der hegemonialen Geschichtsschreibung nicht beachtet werden. Das Revisioning von Sammlungen anerkennt die nichtabschliessbare Notwendigkeit einer permanenten Neubetrachtung und -bewertung, wie es gerade auch an der aktuellen Auseinandersetzug um ethnologischen Sammlungen deutlich wird. Für das nächste Semester ist eine Fortsetzung der Beschäftigung mit dem Schwerpunkt «Revisioning» geplant, dieses Mal mit einem Fokus auf politisch, gesellschaftliche und kulturelle Auswirkungen.
Gemeinsam mit Gästen aus den Künsten und den Geisteswissenschaften möchten wir die Praktik des «Revisioning» als (Ver)Handlungsraum untersuchen – als Möglichkeit der punktuellen Stillstellung des Geschehens, als Chance einer unterdrückten Vergangenheit.
Angebot für
Nummer und Typ | mae-mtr-100.20H.001 / Moduldurchführung |
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Modul | Positionen und Diskurse in den Künsten und im Design |
Veranstalter | Departement Kulturanalysen und Vermittlung |
Leitung | Sigrid Adorf, Soenke Gau |
Zeit | Mo 28. September 2020 bis Di 15. Dezember 2020 / 18–20 Uhr Montag, 18.00 bis 20.00 Uhr im Hörsaal 1 Dienstag, 10.00 bis 12.00 Uhr im Raum 4.T37 |
Ort | Hörsaal 1 3.K01 |
Anzahl Teilnehmende | maximal 60 |
ECTS | 2 Credits |
Voraussetzungen | Für MAE Studierende: keine Für Studierende anderer Studiengänge bzw. Vertiefungen der ZHdK, im Rahmen der geöffneten Lehrveranstaltungen: Einschreibung über ClickEnroll https://intern.zhdk.ch/?ClickEnroll |
Lehrform | Vorlesung, Kolloquium, Übung |
Zielgruppen | MAE Studierende Kunstpädagogik MAE Studierende Curatorial Studies MAE Studierende Kulturpublizistik Pflichtveranstaltung MTR-Studierende (Wahlpflicht) |
Lernziele / Kompetenzen | Lernziel Wissen:
|
Inhalte | Das konkrete Programm wird vor dem Start der Veranstaltung bekanntgegeben. |
Bibliographie / Literatur | Ein Reader wird zu Beginn der Veranstaltung digital abrufbar sein. |
Leistungsnachweis / Testatanforderung | Leistungsnachweis in Form eines Teils der zu erarbeitenden Gesamtdokumentation. Feedback und Bewertung (bestanden/nicht bestanden) aufgrund des Übungsresultates und der aktiven Teilnahme, 80 % Anwesenheit (mit Unterschriftenkontrolle). |
Termine | Herbstsemester 2020 Montagabend 18 bis 20h und Dienstagvormittag 10 bis 12h 28./29.9. 12./13.10 per ZOOM 19./20.10 26./27.10 09./10.11 16./17.11 per ZOOOM 23./24.11 07./08.12 14./15.12 |
Bewertungsform | bestanden / nicht bestanden |