Ästhetische Kulturen – Herbstakademie: "Theorie-Experimente" (gLV) 

Wird auch angeboten für

Nummer und Typmae-mtr-102.20H.004 / Moduldurchführung
ModulÄsthetische Kulturen 
VeranstalterDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
LeitungDieter Mersch, Katerina Krtilova, Ines Kleesattel, Dominique Raemy und Gäste
ZeitSa 28. November 2020 bis Mi 2. Dezember 2020
ganzer Tag
Anzahl Teilnehmende4 - 40
ECTS2 Credits
VoraussetzungenFür Studierende anderer Studiengänge bzw. Vertiefungen der ZHdK, im Rahmen der geöffneten Lehrveranstaltungen:
Einschreibung über ClickEnroll
https://intern.zhdk.ch/?ClickEnroll
LehrformLectures, Diskussionspanels, Workshops, Performances, Screenings
(Die Lehrformen sind abhängig von den dann aktuellen Pandemie-Regelungen.)
ZielgruppenMA-Studierende aller Fachrichtungen
InhalteDas Experiment in den Naturwissenschaften rückt spätestens mit dem "practice turn" in den Mittelpunkt der Wissenschaftssoziologie bzw. der Science and Technology Studies: wissenschaftliche Erkenntnisse entstehen nicht allein im Kopf der Forscher*innen, sondern sind das Ergebnis von Praktiken, die als Zusammenspiel verschiedener Akteure, Instrumente, Dinge, Notationssysteme u.a. in „Experimentalsystemen“ (Hans-Jörg Rheinberger) oder „Akteur-Netzwerken“ (Bruno Latour, Michel Callon, John Law, Madeleine Akrich) etc. untersucht werden können.
Auch innerhalb der Geisteswissenschaften wächst spätestens seit den 1960er Jahren die Aufmerksamkeit für materielle Dimensionen, für Praktiken und Techniken: Das Interesse für die „Materialität der Kommunikation“ (Hans U. Gumbrecht, K. Ludwig Pfeiffer) liess anstelle der Inhalte die Art und Weise der Kommunikation, die Eigendynamik des Schreibens sowie anderer Medien des Aufzeichnens, Übertragens oder Darstellens in den Vordergrund rücken. Auch wenn kulturwissenschaftliche Theorie nicht in Labors entsteht, gibt es also auch hier experimentelle Praxis.
Eine prominente Rolle spielt dabei die Ästhetik: im Einklang mit dem "performative turn" gilt es, „The Beauty of Theory“ (Küpper, Rautzenberg, Schaub, Strätling), die Ästhetik des Schreibens, der Denkfiguren oder Beispiele als wesentlichen Bestandteil der Theoriebildung anzuerkennen. Und die Verankerung des Denkens in ästhetischen Praktiken – insofern es kein Denken gibt, das sich nicht in einer Sprache, im Text oder Darstellungen artikulierte – hinterfragt Theorie selbst. Was kann als Theorie gelten und wo verschmelzen Theorie und Praxis? Kann Theorie Kunst sein und Kunst theoretisch? Grenzgänge der theoretischen Reflexion zwischen Literatur und Theorie (z.B. Paul Preciado, Chris Kraus, Kathy Acker), Theorie und Performance (z.B. im Netzwerk „Performance Philosophy“, Sylvia Sasses „Performance Art (as) Theory“ u.a.) oder "artistic research" als Grenzgang zwischen Kunst und Wissenschaft können in diesem Sinne als Theorieexperimente verstanden werden, als Experimente in und mit der Theorie.
Die Hinterfragung der Praxis der Theorie führt schliesslich auch zur Kritik an der traditionellen Theoriebildung und dem Anspruch eines objektiven Standpunktes, von dem aus universell gültige Thesen formuliert werden. Dieser Standpunkt stellt sich als keineswegs „neutral“ heraus, sondern als ein bestimmter Blickwinkel, der nicht-europäische, nicht-männliche, nicht heterosexuelle etc. Perspektiven ausschliesst. Die geforderte Distanz zum Gegenstand der Untersuchung verschleiert diese Voraussetzungen, die das theoretische Objekt ver(-)formen. Gendertheorie, postkoloniale Ansätze und ethnologische Verfahren, die die Nähe zum Untersuchungsgegenstand suchen, üben insofern eine „praktische“ Kritik an klassischer Theoriebildung, als sie auch eine andere Praxis der Theorie vorschlagen, und das Experimentieren am Objekt (Ding, Mensch oder Tier) mit dem Experimentieren mit dem eigenen Zugang ersetzen.

In der Herbstakademie werden in verschiedenen Formaten (Vorträgen, Workshops, Screenings u.a.) Theorieexperimente diskutiert und durchgeführt. Die Grenzgänge des künstlerischen und wissenschaftlichen Experimentierens werden in verschiedenen Medien, Texten, bewegten Bilder, Performance und Theater reflektiert und aktuelle Ansätze einer „Ästhetischen Theorie“ oder „Praktischen Ästhetik“ ebenso wie feministische und postkoloniale Theoriepraxis vorgestellt.
Bibliographie / LiteraturLiteratur wird vor Beginn der Herbstakademie rechtzeitig bereitgestellt.
Leistungsnachweis / Testatanforderung80% Anwesenheit, aktive Teilnahme.
TermineSamstag, 28. November bis Mittwoch 2. Dezember 2020
Programm und Uhrzeiten werden den Teilnehmenden vorab per Mail kommuniziert (bitte auch Abende freihalten).
Dauer4-tägige Blockveranstaltung
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Bemerkung„Ästhetische Kulturen“ setzt sich im HS2020/21 aus 4 modularen Lehrveranstaltungen zusammen, die auch unabhängig von einander besucht werden können. Sie finden jeweils dienstagabends (Seminar 1: "Anderes Wissen" und Seminar 2: "Witchy Ways of Knowing. Gegendisziplinäre Ästhetiken in Gossip, Fadenspielen und Fabulation"), als Blockwoche (Herbstakademie "Theorie-Experimente") sowie an 5 Samstagen während des Semesters (Master-Forschungskolleg) statt.

Die Herbstakademie ist Teil der Modulgruppe "Kunst & Wissenschaft" und berechtigt zur Teilnahme am MTR-Lab 7: "Kolloquium Kunst & Wissenschaft" (s. separate Ausschreibung)

Einschreibungen über ClickEnroll.