Zeit-Experimente im Bühnenraum (gLV) 

Praxisfeld DR: Cultural Performances & Performancetheorie,
Praxisfeld RE: Szenisches Projekt

Angebot für

Nummer und TypMTH-MTH-PM-02.19H.013 / Moduldurchführung
ModulPraxisfeld 02 ECTS 
VeranstalterDepartement Darstellende Künste und Film
LeitungProf. Dr. Jochen Kiefer
Anzahl Teilnehmende3 - 13
ECTS2 Credits
VoraussetzungenMA Studium & BA Theater (Level 3) MA Studium & BA Theater (Level 3)
ZielgruppenMA DR (Pflicht), RE (Pflicht), BN, SC (Wahl), ET, MS, gLV

Für Studierende aus anderen Studiengängen der ZHdK:
Anmeldung und Anfragen bezüglich Platzzahl an > Caroline Scherr / caroline.scherr@zhdk.ch
Bitte unbedingt Vorname, Nachname, Semester und Hauptstudiengang angeben, danke.
Lernziele / KompetenzenSzenische Experimente aufgrund theaterwissenschaftlicher Fragestellungen konzipieren und durchführen. Szenische Konzeptions- und Inszenierungsarbeit als Arbeit an und mit der Zeit verstehen und anwenden.
InhalteAufmerksamkeit wird im Theater in besonderer Weise geformt, thematisiert und zeitlich ausgedehnt. Auf der Bühne wird dabei ein der alltäglichen Erfahrung von Gegenwart entgegengesetzter Zeit-Raum hergestellt, der die synchronisierte, ungeteilte Aufmerksamkeit von Zuschauern voraussetzt und so das Potential intensiver Erfahrungen einer anderen Art der Gegenwart ermöglicht.
Theater ist somit von seinen medialen Grundbedingungen her bereits ein Ort der anderen Zeitlichkeit, eine Zeitmaschine, die ebenso mit fiktionalen Mitteln Geschichte(n) schreibt wie es als Raum-Zeit dazu ausgezeichnet ist, mit der Zeit selbst zu spielen: in ihrer Verdichtung, Überlagerung, in Verlangsamung und Beschleunigung, in Achronien und Diachronien, in Entleerung und dem Stillstehen. Theater bewirkt dies auch durch eine Unterbrechung von alltäglichen Routinen und deren Zeiterleben und bindet so auf besondere Weise die Wiederholung an deren Veränderung und Transformation. Im Gegensatz zum Film, in dem wir in die fiktionale Zeit der Diegese als in einen anderen Zeitraum vollständig eintreten und darin versinken können, kann die Bühne in ausgezeichneter Weise das Erleben von Zeit selbst modellieren und reflektieren.
Vor allem vor dem Hintergrund gegenwärtig prominenter Theaterrformen des Re¨- bzw. Preenactemts und des dokumentarischen Theaters werden wir uns die Verfahren des Umgangs mit Zeitlichkeiten auf der Bühne neu anschauen und Gedankenfiguren ihrer Beschreibung und Kontextualisierung identifizieren, die anregend und komplex genug sind für eigene szenische Experimente und Untersuchungen.
Bibliographie / LiteraturHölscher, Lucian (2015): Von leeren und gefüllten Zeiten. Zum Wandel historischer Zeitkonzepte seit dem 18. Jahrhundert. In: Geppert, A./ Kössler, Till (Hg.) (2015): Obsession der Gegenwart. Zeit im 20. Jahrhundert. Göttingen.
Lehmann, Hans-Thies (1993): Zeit. In: (derselbe): Postdramatisches Theater. Frankfurt/ Main.
Turnheim, Tina: P/re/cording the Future. In: Czirak, Adam u.a. (Hg.) (2019) Performance zwischen den Zeiten. Reenactments und Preenactments in Kunst und Wissenschaft. Bielefeld.
Gronau, Barbara (2019): Anhalten, Stillstellen, Unterbrechen. Gegenzeiten in den Darstellenden Künsten. In: Gronau, Barbara u.a. (Hg.) (2019) Künste des Anhaltens. Ästhetische Verfahren des Stillstellens. Berlin.
Weiteres wird bekannt gegeben.
TermineKW 45
DauerMo - Do 10.30h - 13.30h und 14.30h - 17.30h (Selbststudium), Fr: 10h - 17h.
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
SpracheDeutsch
BemerkungProf. Dr. Jochen Kiefer arbeitet seit 1995 als Dramaturg, Projektentwickler und Spielleiter. Er war Lehrbeauftragter für Theaterpraxis am Institut für Theater- und Medienwissenschaften der Universität Hildesheim, Programmdramaturg des Lofft in Leipzig und Chefdramaturg an der Kulturinsel Halle/Saale (Schauspiel und Puppenspiel). Er studierte Kulturwissenschaften und Ästhetische Praxis an der Universität Hildesheim und war Doktorandenstipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft im interdisziplinären Graduiertenkolleg „Authentizität als Darstellung“. Seine Promotion „Die Puppe als Metapher den Schauspieler zu denken“ erschien 2004 bei Alexander Verlag Berlin. Als Produktionsdramaturg von „Allein das Meer“ nach Amos Oz wurde er 2006 zum Berliner Theatertreffen eingeladen, mit der Uraufführung des „Seefahrerstück“ im selben Jahr nominiert. Gemeinsam mit Jos Houben (Paris) konzipierte er die Stadtverführungen für Theater der Welt 2008 und entwickelte mit der Choreografin Heike Hennig „Rituale“ und "Maria XXX", Tanzopern für Georg Friedrich Händel in Kooperation mit der Oper Leipzig. Seit 2009 ist Jochen Kiefer Leiter der Vertiefung BA Dramaturgie am Departement Darstellende Künste und Film der Zürcher Hochschule der Künste und seit 2017 Professor für Dramaturgie und Leiter des Praxisfelds Dramaturgie im BA & MA.
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