Performative Theorie «Akademie zur Verarbeitung von Enttäuschungen der Vernunft» in Zusammenarbeit mit dem Theater Neumarkt 

Praxisfeld SC: Theorie
Nummer und TypMTH-MTH-PM-02.19H.005 / Moduldurchführung
ModulPraxisfeld 02 ECTS 
VeranstalterDepartement Darstellende Künste und Film
LeitungHayat-Hayriye Erdogan
Anzahl Teilnehmende3 - 10
ECTS2 Credits
VoraussetzungenZulassung zum Master Schauspiel, 1./3. Semester
ZielgruppenMA SC (Pflicht)
Lernziele / KompetenzenVermittlung komplexer Sinnzusammenhänge in einem sinnlich-erfahrbaren Raum. Vermittlung und Austausch von transdisziplinärem Denken
InhalteIn konzeptionell angebundener Zusammenarbeit und mit dem Bekenntnis einer Patenschaft zum Praxisfeld Master Schauspiel etabliert das Theater Neumarkt eine Akademie zur "Verarbeitung von Enttäuschungen der Vernunft“.
Innerhalb dieser Akademie wird die angewandte Theorie nahe am und sogar direkt mit dem Berufsfeld erarbeitet. Die Studierenden werden im Verlaufe der Akademie-Abende inhaltlich an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft, Kunst und Philosophie zusammen mit Hayat Erdogan und Gastdozierenden der Akademie angewandte Theorie erarbeiten und reflektieren.
Dieser Abend setzt sich mit den Grundüberzeugungen einer Vernunft-Philosophie auseinander, die nach wie vor als Referenz latent wie auch explizit wirkmächtig ist.

I. Ausgangsprosa / Behauptung:
Wenn die großen Sinnerzählungen der alten Mythen, der traditionellen Metaphysik und religiös-heilsgeschichtliche Narrationen nicht mehr mehrheitsfähig sind, ihre Plausibilität verlieren, lohnen sich die Fragen des deutschen Philosophen Hans Blumenberg:
„Welches war die Welt, die man haben zu können glaubte? Was war es, was wir wissen wollten? Was war es, was wir erhoffen durften? Wenn das Wissen unsere Sinnansprüche nicht mehr erfüllt, so wollen wir doch wenigstens wissen, weshalb wir wollten, was zu wissen nun mit Enttäuschung verbunden ist.“ In diesem Zusammenhang schlug Blumenberg die Gründung einer „Akademie zur Verarbeitung von Enttäuschungen der Vernunft“ vor. Ein Projekt, das er jedoch nicht realisierte. Im Neumarkt knüpfen wir an den philosophischen Fragen an, übersetzen sie ins heute, stellen sie vor den Horizont des Absolutismus der Wirklichkeit und fragen in einem musikalisch-künstlerischen Setting nach unseren Lebenswelten, Wünschen und Hoffnungen.
II. Weiterführende Fragen/Gedanken:
Bei der Akademie zur Verarbeitung von Enttäuschungen der Vernunft geht es darum
a) zu fragen, welche Vernunft wodurch enttäuscht wurde und wie man diese Enttäuschung verarbeiten könnte
und zugleich geht es darum
b) zu fragen, welche Enttäuschungen mit der Vernunft – welcher Vernunft, einer europäisch-westlichen, einer dem Aufklärungsgedanken verpflichteten? – einhergingen. Können wir eine neue, andere Vernunft begründen und feiern?
Es gilt also einmal danach zu fragen, was uns die Vernunft (welche und wessen Vernunft eigentlich) gebracht hat, wo und wie sie mit Enttäuschungen verbunden war (für uns, für unsere Umwelt, für die dualistische Aufteilung der Welt und alles was darin vorkommt usw.), welche Versprechungen und Verheissungen gemacht wurden und zugleich danach zu fragen, wer oder was eigentlich noch enttäuscht wurde. Schließlich ist die Akademie auch ein Ort zur Verarbeitung kollektiver Enttäuschungen, d.h. es soll hier auch darum gehen, kollektive Rituale des Trauerns/ Bewältigens/Durcharbeitens zu erfinden, die positiv formuliert auch neue Rituale des Feierns, Ausprobierens, Fabulierens und Gründens sein können.
Jeder Abend versucht sich in dem Thema des Abends angemessenen neuen Settings an solchen kollektiven Ritualen für „Die kommende Versammlung oder Gemeinschaft“, die in jeweils anderen Settings stattfinden.
Jeder Abend kann anders aussehen und aus mehreren Teilen bestehen.
Bibliographie / Literaturnach Ansage
TermineJeweils am letzten Freitagabend des Monats (Akademie/Neumarkt), am Donnerstag davor Vorbereitung
DauerFreitags 18 bis 22 Uhr - Vorbereitung Donnerstags: Zeit nach Absprache
Ort: Theater Neumarkt
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
SpracheDeutsch
BemerkungHayat Erdogan studierte Germanistik und Anglistik (M.A.) an der Universität Stuttgart und Dramaturgie (MA) an der Akademie für Darstellende Kunst in Ludwigsburg. Sie arbeitete als Übersetzerin, Dolmetscherin und Dramaturgin, war Forschungsstipendiatin der James-Joyce-Foundation in Zürich und in Triest, Mitarbeiterin im International Institute of Political Murder - IIPM, wissenschaftliche Mitarbeiterin im SNF-Forschungsprojekt "Das Spiel mit den Gefühlen" und im Master of Arts in Theater.
2014 bis 2018 war sie Kommissionsmitglied in der Theaterförderung Stadt Zürich.
Von 2014 - 2016 Leitung des künstlerischen Stadtforschungsprojekts "Polytropos - Dada on Tour" im Rahmen von Connecting Spaces Hong Kong/Zurich.
Seit 2015 ist sie PhD Researcherin an der Kunstuniversität Linz bei Prof. Dr. Robert Pfaller und Dozentin für Theorie und Dramaturgie im Studiengang Master of Arts in Theater, ZHdK.
Zusammen mit Julia Reichert und Tine Milz übernimmt sie ab der Spielzeit 2018/19 die Leitung des Theaters Neumarkt.
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