Kunsttheorie (Seminar) 

Animismus/Primitivismus
„Animismus“ oder das Adjektiv „primitiv“ sind Begriffe, die von Ethnologen auf dem Höhepunkt des europäischen Kolonialismus geprägt wurden. Sie bezeichnen gesellschaftliche Ordnungen, welchen die Natur als belebt galt. Aktuell regen diese Konzepte zu einer Revision des modernen Wissenschaftsverständnisses an.

Wird auch angeboten für

Nummer und Typbae-bae-dt420-12.19F.001 / Moduldurchführung
ModulKunsttheorie (Seminar) 
VeranstalterDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
LeitungKatrin Luchsinger
ZeitMo 18. Februar 2019 bis Mo 1. April 2019 / 13:30–17 Uhr
Anzahl Teilnehmende6 - 23
ECTS2 Credits
VoraussetzungenKeine
Aus den Seminarangeboten Theorie Kunst und Design des 2. - 5. Semesters müssen 3 von 4 Wahlangeboten gewählt werden.
LehrformSeminar
ZielgruppenStudierende BAE, 4. Semester
Lernziele / KompetenzenIm Seminar lernen wir einerseits die Kunst des so genannten Primitivismus (einer wichtigen Bewegung der Kunst der Avantgarde um 1900–1920) an ausgewählten Beispielen kennen. Als "primitiv" galten Objekte aus Kolonien, die in völkerkundlichen Sammlungen zu sehen waren, aber auch so genannte Kinder- und Irrenkunst. Für die Avantgarde war der Begriff des „Primitiven“ mit der Sehnsucht nach Authentizität und Ursprünglichkeit verbunden. Wir verfolgen zweitens die Diskursivierung der Begriffe „primitiv“ und „Animismus“ und untersuchen drittens, in welcher Weise diese heute, in postkolonialen Untersuchungen, befragt werden, worin ihre Aktualität besteht und wie sich das in Kunst und Wissenschaft äussert.
InhalteDie Kenntnis kolonialer Lebensformen und Kulturen, z.B. animistische oder so genannte "primitive" Erklärungsmodelle, hatten grossen Einfluss auf die Kunst der Avantgarde um 1900–1920. Sei es, dass sich Künstler_innen (Kandinsky, Mondrian, Itten) esoterischen Bewegungen anschlossen, sei es im Interesse an Objekten aus den Kolonien. Künstler wie Picasso stellten fest, dass jenen Objekten in ihrer angestammten Verwendung eine Wirkungsmacht zugeschrieben worden war, die unseren „Kunst-objekten“ mit der Säkularisierung abhanden gekommen war. Das Interesse, das Künstler_innen, Philosoph_innen und Kunstwissenschaftler_innen aktuell dem Animismus entgegenbringen, gründet darauf, dass er ein Gegenbild zur modernen Wissenschaft darstellt, indem er die kategorische Trennung von subjektiver und objektiver Welt in Frage stellt.
Bibliographie / LiteraturJimmie Durham, Zwischen Mobiliar und Haus. Im Gestein der Zwickmühle, Köln 1998
Anselm Franke, Irene Albers (Hg.), Animismus. Revisionen der Moderne, Zürich 2012
Sigmund Freud, Das Unheimliche (1919), Frankfurt a.M. 1963
Robert Goldwater, Primitivism in Modern Art, Cambridge, London (1938) 1986.
Walter Grasskamp, Die unbewältigte Moderne. Kunst und Öffentlichkeit, München 1989
Bruno Latour, Wir sind nie modern gewesen. Versuch einer symmetrischen Anthropologie; übers. Von Gustav Rössler, Frankfurt a.M. 1998
Bruno Latour: Das Parlament der Dinge. Für eine politische Ökologie, Frankfurt a.M. 2001
Mulvey, Laura, Jimmie Durham, Oxford 1995
Leistungsnachweis / TestatanforderungRegelmässige Präsenz, aktive Teilnahme, Lektüre, eigener Beitrag
Bewertungsskala: bestanden/ nicht bestanden
Das Verfassen eines bewerteten Leistungsnachweises ist möglich.
TermineKw 08-14
Mo
18.02.-01.04.2019
13.30-17.00h
Dauer7x4 L.
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Termine (7)