Theorie: Wahrnehmung und Aufmerksamkeit (gLV) 

Über Strategien des Auffälligen und Unscheinbaren

Wird auch angeboten für

Nummer und TypBKM-BKM-Th.19F.011 / Moduldurchführung
ModulTheorie 
VeranstalterDepartement Fine Arts
LeitungProf. Dr. Werner Oeder
Anzahl Teilnehmendemaximal 20
ECTS3 Credits
ZielgruppenHochschulweit geöffnet
InteressentInnen aus anderen Studiengängen schreiben bitte an folgende Emailadresse:
studium.dkm@zhdk.ch. Sie werden am Ende von Kalenderwoche 6 über den Teilnahmeentscheid informiert..
InhalteAufmerksamkeit ist in unserer Gesellschaft ein knappes und deshalb kostbares Gut. Sie funktioniert gleichsam als Währung individueller und gesellschaftlicher Bedeutung - was wahrgenommen wird, existiert und ist wichtig. Die Wirklichkeit ist Resultat kulturell und gesellschaftlich erzeugter Aufmerksamkeit. Immer stärker technisierte Sinne werden zu Instrumenten der Kontroll- und Disziplinargesellschaft und Medien zu Brandbeschleunigern zeitgenössischer "Aufmerksamkeitsökonomie" (Georg Franck).

Wir beschäftigen uns im Seminar mit der Wahrnehmung und untersuchen die Umbrüche gegenwärtiger Aufmerksamkeitsordnungen - zwischen menschlicher und technisch-medialer Wahrnehmung wie zwischen dem subjektiven oder kollektiven Aufmerken und Erleben. Aber, so Walter Benjamin, wir dürfen die Sinneswahrnehmung nicht statisch denken, denn: "Innerhalb grosser geschichtlicher Zeiträume", schreibt er im Kunstwerkaufsatz, "verändert sich mit der Daseinsweise der menschlichen Kollektiva auch die Art und Weise ihrer Sinneswahrnehmung".
Welches sind nun gestalterische und künstlerische Mittel, um Wahrnehmung zu beeinflussen und Aufmerksamkeit (zurück) zu gewinnen? Welche Strategien helfen, unsere Fähigkeiten und Aussagen zu fokussieren und bündeln, zu pointieren und kanalisieren? Oder umgekehrt: Wie gelingt es, keine Aufmerksamkeit zu erregen, sich unsichtbar zu machen und Aufmerksamkeit bewusst oder spontan auszusetzen? So fragt der Philosoph Bernhard Waldenfels: "Braucht Auffälliges, um aufzufallen, nicht den Kontrast eines Unauffälligen, das unbemerkt bleibt. Liegt im Unauffälligen und Unscheinbaren nicht eine Form der Zurückhaltung, die auf ihre lautlose und heimliche Weise aufmerken lässt." Wäre dann, fragt er weiter, Kunst eine Form der Aufmerksamkeitsstörung, die uns für Unauffälliges empfänglich macht?

Werner Oeder ist Medienwissenschaftler, Soziologe und Autor. Er unterrichtet Medien-, Gesellschafts- und Kulturtheorie und bietet Workshops zur Schreibpraxis an.
Bibliographie / LiteraturAuswahl Literatur:
Buch-Glucksmann, Christine: Der kartographische Blick der Kunst, Berlin 1997
Cary, Jonathan: Aufmerksamkeit. Wahrnehmung und moderne Kultur, Frankfurt a/M. 2002
Kleinsten, Thomas: Der flüchtige Blick. Sehen und Identität in der Kultur der Neuzeit, Reinbek bei Hamburg 1989
Merleau-Ponty, Maurice: Phänomenologie der Wahrnehmung, Berlin 1974
Virilio, Paul: Krieg und Kino. Logistik der Wahrnehmung, München/Wien 1986
Virilio, Paul: Die Sehmaschine, Berlin 1989i
Leistungsnachweis / TestatanforderungRegelmässige, aktive Teilnahme. 80% Anwesenheitspflicht, Kurzreferat.
Terminejeweils Montag 13:30 - 17:00

25. Februar
04. / 18. / 25. März
15. / 29. April
13. / 20. Mai
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Termine (8)