Ästhetische Kulturen (Blockwoche) – Monster-Akademie. Von monströsen Phantasmen und transhumanistischen Monstrositäten (gLV) 

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Nummer und TypZMA-ZMA-P008.18H.001 / Moduldurchführung
ModulÄsthetische Kulturen - Blockwoche 
VeranstalterZ-Module
LeitungDozierende: Hayat Erdogan, Irene Vögeli, Dieter Mersch, Ines Kleesattel, Jens Badura
ZeitMo 11. Februar 2019 bis Fr 15. Februar 2019
OrtZT 4.T33 Seminarraum (32P TL)
Anzahl Teilnehmende4 - 30
ECTS2 Credits
LehrformLectures, Diskussionspanels, Workshops
ZielgruppenMA-Studierende aller Fachrichtungen
InhalteZwei Jahre hatte Viktor Frankenstein Körperteile von Leichnamen zusammengeflickt und – beeinflusst durch die galvanistischen Experimente seiner Zeit – versucht, durch Stromstöße tote Materie zum Leben zu erwecken. Als seine Kreatur schliesslich die Augen öffnet, erschaudert er: „the beauty of the dream vanished, and breathless horror and disgust filled my heart.” Das Monster ist hässlich, unförmig, schreckenerregend und es sieht in ihm einen Vater. Im Blick des Monsters wird der Wissenschaftler Frankenstein seiner eigenen Monstrosität gewahr.

Frankensteins Monster ist das Werk und Ausdruck einer monströsen Phantasie. Die Einbildungskraft seiner eigentlichen Schöpferin Mary Shelley kann man als eine „Monstrositätenkraft“ bezeichnen, die sich als Geschichte eines eigenartigen Zusammen- bzw. Wechselspiels von naturwissenschaftlicher Forschung, Medizingeschichte, Ästhetikgeschichte und künstlerischer Phantasie erzählen lässt, die ungezügelt im freien Spiel und in der Kombination von Gegensätzen Monster und Monströses erschafft. Und der Traum des Monsters stirbt nicht mit dem Tod von Viktor Frankenstein. Da sind beispielsweise die russischen Biokosmisten oder Immortalisten des 19. und 20. Jahrhunderts, die mit Bluttransfusionen experimentierten, um das Leben zu verlängern, von der Besiedlung fremder Planeten träumten und über technologische Projekte zur Unsterblichkeit spekulierten. Die vampirischen Vitalitätssteigerungs-Phantasmen, die einst in der Schauerliteratur zum Gruseln einluden, sind heute quasi to-go im Silicon Valley zu konsumieren; ganz ohne das dem Monströsen innewohnende Unheimliche kann sich eine kleine Elite z.B. beim Start-Up „Ambrosia“ Blutplasma von Jugendlichen injizieren lassen. Bei Mäusen, so die Studien, habe die Verjüngung funktioniert.

In Monstroszenarien der Künste und Wissenschaften tauchen Ungeheuer, Vampire, Widergänger, Puppen, Wachsfiguren, Automaten, Wahnsinn, Entfremdung, Geistesverwirrung, abgetrennte Körperteile, Doppelgänger, Yetis und Nessis ebenso auf wie Designer-Babys, Mars-Siedler, Cyborgs, ewig Junge oder Unsterbliche. Monster sind dabei als Figuren der Krise, der Grenzerfahrung, aber auch des Exzesses, der ungebändigten Lust und Einbildungskraft zu lesen. Nicht nur durch die Inhalte, sondern auch durch die Möglichkeiten seiner Realisierung wird das Monströse zeichenhaft und zum Träger anderer Diskurse: Monster sind metaphorische Verkörperungen von gesellschaftlichen, politischen, sozialen oder individuellen Ängsten und Sehnsüchten. Während in Fiktionen die Ambivalenz zwischen der Darstellung von Monstern und dem Monströsen der Darstellung das Spannungsverhältnis bestimmt, besteht in den Unternehmen der Wissenschaften das Monströse in der Ambivalenz zwischen der Herstellung von Monstern und dem Monströsen ihrer Herstellung.

In der Monster-Akademie beschäftigen wir uns mit unterschiedlichen Monster-Phantasien und Monster-Realitäten und stellen uns die Frage, welche Funktionen Monster bzw. monströse Phantasien zu unterschiedlichen Zeiten hatten (und heute haben). Ist das Monster das, worauf wir zeigen (können) oder zeigt das Monster (auf) etwas, das wir selbst sind? Wer oder was sind also Monster? Wer oder was ist monströs? Frei nach Julia Kristevas These, dass das Fremde nichts ist, was uns infiltriert und von aussen bedroht, sondern in uns selbst ist, liesse sich sagen, wir beschäftigen uns mit Monster wie wir.

Die Monster-Akademie setzt sich aus Lectures, Diskussionspanels und Workshops zusammen, in denen wir uns mit den verschiedenen Inputs auseinandersetzen und in DIY Monster-Workshops wie z.B. im Geiste des DIY-BIO (Do it yourself Bio-Movement) Biohacker spielen, unsere eigenen gentechnischen Labore bauen und experimentieren oder aus dem Geiste der Monstrogenese der Kunst der Kombination im freien Spiel unserer Imachination freien Lauf lassen.
TermineBlockwoche: Montag, 11.Februar bis Freitag, 15.Februar 2019
Dauer1-wöchige Blockveranstaltung
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
BemerkungZur Ästhetische Kulturen Blockwoche gehört auch die Teilnahme am "Ästhetische Kulturen - Master-Forschungskolleg". In Ausnahmefällen kann die Blockwoche auch ohne Teilnahme am Kolleg besucht werden.

Kontakt für Fragen: ines.kleesattel@zhdk.ch oder irene.voegeli@zhdk.ch

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Termine (5)