Pool IV: Bewitched. Hexenkulturen in der Gegenwartskunst 

Katharina Brandl (*1986) studierte Politikwissenschaft (Mag.) und Kunstgeschichte (BA) an der Universität Wien, sowie Critical Studies an der Akademie der bildenden Künste Wien (MA). Nach mehreren Jahren im Bereich der Forschungsförderung an der Universität Wien, war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin, freiberufliche Autorin, Kuratorin und im Kulturmanagement tätig; u.a. beim österreichischen Beitrag zur Architekturbiennale in Venedig 2014, als Projektleiterin eines internationalen Studio- und Residency-Programms und als Tutorin am Institut für Kunstgeschichte der Universität Wien. Sie gründete außerdem die NPO „Sorority“ und war 2015 – 2016 Ko-Geschäftsführerin des Festivals „Business Riot. Festival für Frauen, Arbeit und Unternehmerinnentum“. Sie promoviert momentan mit einer Arbeit zu Gaming-Ästhetiken in der Gegenwartskunst bei “eikones – Zentrum für die Theorie und Geschichte des Bildes“ an der Universität Basel.
Nummer und TypMAF-MAF-Po00.18F.004 / Moduldurchführung
ModulPool 
VeranstalterDepartement Fine Arts
LeitungKatharina Brandl
Zeit
Anzahl Teilnehmendemaximal 17
ECTS3 Credits
VoraussetzungenStudierende MFA
Studierende anderer Master Programme (Auschreibung Master-Platform CH) können sich ab dem 5. Februar via Mail anmelden: stefanie.lanfranconi@zhdk.ch
LehrformSeminar, in Deutsch und englischer Sprache
Lernziele / KompetenzenDas Seminar „Bewitched. Hexenkulturen in der Gegenwartskunst“ untersucht mittels der Diskussion von Literatur und ausgewählten künstlerischen Arbeiten das gegenwärtige Interesse an und die (queer-feministische) Rezeption von Hexenkulturen in der zeitgenössischen Kunst.
Inhalte20.04.2018 ¦ Block 1: Einführung in die Thematik
Von welchen Personen sprechen wir, wenn wir im Kontext dieser Lehrveranstaltung von Hexen sprechen? Warum von Hexenkulturen? Diskussion des Problems der Wiederkehr von Themen im feministischen Aktivismus; Vorstellung des Seminarplanes und der erwarteten Mitarbeit seitens der Studierenden.
20.04.2018 ¦ Block 2: Silvia Federici: Hexen & Kapitalismuskritik
Mit Federicis Beitrag zum „Buch der Bücher“ der documenta 13, der auf ihrem kanonischen Werk Caliban and the witch (2004) fußt, diskutieren wir einen grundlegenden kulturwissen¬schaftlichen Text, der die europäische Hexenverfolgung mit der Entstehung des Kapitalismus engführt. Federicis Arbeit ist für viele Künstler_innen, die sich kritisch mit der Figur der Hexe beschäftigen, ein Ankerpunkt, deshalb werden wir uns genauer mit Veronika Eberharts Videoinstallation 9 is one and 10 is none (2017) und ihrer Rezeption von Federici und mit einem Druck von Hans Baldung Grien auseinandersetzen. Jesse Jones Videoinstallation Tremble tremble (2017), der irische Beitrag zur Biennale 2017, dient als zweites Beispiel für diesen Block.

04.05.2018 ¦ Block 1: Queer-feministische Überlieferung und Aneignungsprobleme
Durch die gemeinsame Lektüre der Einleitung von Anna Colin zur Publikation Witches. Hunted, Appropriated, Empowered, Queered und einer Zusammenfassung von Silvia Bovenschens Text The Contemporary Witch, the Historical Witch and the Witch Myth: The Witch, Subject of the Appropriation of Nature and Object of the Domination of Nature soll die Rolle der Rezeption von Hexen für queer-feministische Überlieferungsgeschichte eröffnet werden. Dazu diskutieren wir gemeinsam mit Chantal Küng über Doris Stauffers Hexenkurse in den 1970er Jahren in Zürich und ihr gegenwärtiges Interesse an Doris Stauffers Praxis. Außerdem diskutieren wir im ersten Teil den der Performance What are we if not pigeons, part II (2017) zugrundeliegenden Text von Ariane Koch und Sarina Scheidegger.

04.05.2018 ¦ Block 2: Der Spell als künstlerisches Medium
Wir diskutieren in dem zweiten Teil unterschiedliche künstlerische Arbeiten, die sich mit Spells beschäftigen: Linda Stuparts A spell to bind male artists from murdering you in Erinnerung an die Künstlerin Ana Mendieta und Sophie Jungs I wuz born this way…WHAT’S YOUR EXCUSE (A miss spell to free yourself from the bonds of patriarchal undermining in the workplace), Performance, 2016.

18.05.2018 ¦ Block 1: Hexenverfolgung und kritische Wissenschaftsgeschichte: Die Rhetorik des Empirismus und die Folter von Natur und Hexe
Die Ökofeministin Carolyn Merchant trug mit ihrem Buch The Death of Nature: Women, Ecology, and the Scientific Revolution, das 1980 veröffentlicht wurde, wesentlich zur Etablierung einer kritischen, feministischen Wissenschaftsgeschichte bei. Der vorgeschlagene Text von Carolyn Merchant ist ein Rückblick auf ihr einflussreiches Buch und eine Verteidigung zentraler Argumente des Textes, vor allem der Engführung von Francis Bacons Empirismus mit der Rhetorik der Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert. Der Text bildet die Grundlage, um Anschlüsse zum artistic research Diskurs zu eröffnen, der seit den 1990er Jahren künstlerische Praxis als Wissensproduktion anerkennt.
18.05.2018 ¦ Block 2: Verhexte Technologiegeschichte I: Post-Internet-Witches
Im zweiten Block an diesem Lehrveranstaltungs-Tag diskutieren wir zwei Arbeiten, die sich mit Technologie und Wissen auseinandersetzen: Karin Ferraris Video DECODING Katy Perry’s Dark Horse (THE WHOLE TRUTH), 2016 und Tabita Rezaires Video Premium Connect, 2017.

01.06.2018 ¦ Block 1: Verhexte Technologiegeschichte II
Diskussion der Marginalisierung von Frauen* in der Technologiegeschichte: Wa¬rum wird die Hexe bzw. warum werden Hexenpraxen als „feminisierte“ Figur für die Thematisierung dieser Marginalisierung in künstlerischen Arbeiten relevant? Wir fokussieren dazu Suzanne Treisters Tarotset Hexen 2.0 (2009-2011) und Robin J. Kangs Phantasmic Data Dawn (hand¬gewebte Textilien, 2016).
01.06.2018 ¦ Block 2: Verhexte Körper und Zusammenführung
Mit Johanna Hedvas Text Sick Women Theory und ihrer Performance Sick Witch (2016) diskutieren wir die Rezeption von Hexenkulturen in Bezug auf normative Körperlichkeiten, Disability Studies und Feminisierung von Care-Arbeit.
Zum Abschluss führen wir die diskutierten Aspekte zusammen und reformulieren die Relevanz des Themas.
Bibliographie / LiteraturSilvia Bovenschen, The Contemporary Witch, the Historical Witch and the Witch Myth: The Witch, Subject of the Appropriation of Nature and Object of the Domination of Natur, in: New German Critique, 15 (Herbst 1978), S. 82-119.

Anna Colin (Hg.), Sorcières - pourchassées assumées puissantes queer/ Witches - hunted appropriated empowered queered, Paris 2012.
Ludwig Degelo, Urs Abächerli, Markus Liniger, Loiwi. Giswil 1629: Der Untergang der alten Kirche, die anschliessende Hexenverfolgung und der Fall der Familie Bergmann, 2013.
Silvia Federici, Witch-hunting, past and present, and the fear of the power of women/Hexenjagd, Vergangen¬heit und Gegenwart und die Angst vor der Macht der Frauen, Ostfildern, 2012.
Silvia Federici, Caliban und die Hexe. Frauen, der Körper und die ursprüngliche Akkumulation, hg. von Martin Birkner, Wien 2017.
Tessa Giblin (Hg.), Jesse Jones. Tremble tremble (Kat. Ausst., Biennale di Venezia, Venedig 2017), Mailand 2017.
Donna Haraway, A Cyborg Manifesto: Science, Technology, and Socialist-Feminism in the Late Twentieth Century, in: Donna Haraway, Simians, Cyborgs, and Women. The Reinvention of Nature, New York 1991, S. 149-182.
Johanna Hedva, Sick Woman Theory, in: mask magazine, www.maskmagazine.com/not-again/struggle/sick-woman-theory, zuletzt abgerufen am 30.07.2016.
Simone Koller/Mara Züst (Hg.), Doris Stauffer. Eine Monographie, Zürich 2015.
Christiane Krejs/Katharina Brandl/Daniela Brugger (Hg.), Magic Circle (Kat. Ausst., Kunstraum Niederösterreich, Wien 2018), Wien 2018 (im Erscheinen).
Carolyn Merchant, The Scientific Revolution and The Death of Nature, in: Isis, Vol. 97, No. 3 (September 2006), S. 513-533.
Gayatri Spivak, Can the Subaltern Speak? in: Cary Nelson & Lawrence Grossberg (Hg.): Marxism and the Interpretation of Culture, University of Illinois Press, Chicago 1988, S.66-111.
Francesco Ventrella, Temporalities of the ‚Feminaissance’, in : Victoria Horne/Lara Perry (Hg.), Feminism and Art History Now. Radical Critiques of Theory and Practice, London/New York 2017, S.207-229.
Kunstkritische Texte:
Katharina Brandl, Die Sprache der Anderen. Ariane Kochs und Sarina Scheideggers What Are We If Not Pigeons, Part II, 30.10.2017, www.apresperf.ch/katharina-brandl-die-sprache-der-anderen/, zuletzt abgerufen am 13.11.2017.
Konstanze Hanitzsch, Formen der Magie in Zeiten realen Schreckens, in: Zeitschrift für Medienwissenschaft (Blog), 23.10.2017, www.zfmedienwissenschaft.de/online/blog/formen-der-magie-zeiten-realen-schreckens, zuletzt abgerufen am 13.11.2017.
Izabella Scott, Why Witchcraft is making a Comeback in Art, in: Artsy, 06.09.2016, https://www.artsy.net/artic¬le/artsy-editorial-why-witchcraft-is-making-a-comeback-in-art, zuletzt abgerufen am 13.11.2017.
Amanda Yates Garcia, The Rise of the L.A. Art Witch, in: Contemporary Art Review Los Angeles, 30.11.2016, contemporaryartreview.la/the-rise-of-the-l-a-art-witch/, zuletzt abgerufen am 13.11.2017.
Leistungsnachweis / Testatanforderung80 % Anwesenheit
aktive Teilnahme
Termine20. 4. / 4. 5. / 18.5./ 1.6., jeweis 10.00 bis 17.00 h
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Termine (4)