Theorie: Situation und Situationismus (gLV) 

Wird auch angeboten für

Nummer und TypBKM-BKM-Th.18F.008 / Moduldurchführung
ModulTheorie 
VeranstalterDepartement Fine Arts
LeitungWerner Oeder
Anzahl Teilnehmendemaximal 18
ECTS3 Credits
LehrformSeminar
ZielgruppenStudierende BA Kunst & Medien
Hochschulweit geöffnet

InteressentInnen aus anderen Departementen schreiben bitte an folgende Emailadresse:
bal.dkm@zhdk.ch und werden in Woche 06 Bescheid erhalten.
InhalteSituationen sind hoffnungsvoll, aussichtslos, man trifft sie an, ist in ihnen gefangen, passt sich ihnen "situativ" an oder verändert sie. Die Situation hat also zwei Seiten: Sie umfasst alle zeitlichen, sozialen und kulturellen Verhältnisse, die unser Handeln, Denken und Fühlen beeinflussen. Oder umgekehrt: Handeln heisst, auf konkrete Umstände einzuwirken, sie zu gestalten oder überhaupt erst zu kreieren. Unser Alltag ist also gesprägt von einem Wechselspiel von objektiver Lage (Umwelt, Kontext, Milieu) und der subjektiven, konkreten Lebenssituation, in der man steht, entscheidet, handelt.

Die Situation als philosophischer Begriff (Existenzialismus) wurde von der europäischen Künstler-Bewegung der "Situationistischen Internationalen" (S.I.) aufgenommen. Diese Gruppierung wurde 1957 von europäischen Kunstschaffenden, Architekten und Intellektuellen gegründet und beeinflusste die politische Linke im Vor- und Umfeld des Pariser Mai 1968. Sie entwickelte künstlerische Strategien der Kommunikationsguerilla, der urbanen Gegenkultur und populärern Medienkultur (in Zeitschriften, Ausstellungen, Filmen, Graffiti, Comics, Collagen). Die Gruppe löste sich 1972 auf.

Die Situationisten wollten Kunst und Leben zusammenführen, als rebellische und radikale Kritik an den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen, durch die Erprobung neuer künstlerischer und politischer Manifestationen. Ziel und zugleich künstlerische Methode war die Konstruktion von Situationen mit freier, unmittelbarer und gleichberechtigter Begegnung von Menschen, ohne Trennung von Arbeit und Freizeit, Kunst und Leben. Ihr bekanntester Vertreter war der Philosoph und Künstler Guy Debord, der in seiner Schrift „Die Gesellschaft des Spektakels“ (1967) gegen die Kapitalisierung der Welt und die Verwandlung von Kunst bzw. Leben in blossen Konsum anschrieb.

"Was ist die Situation? Sie ist die Verwirklichung eines höheren Spiels oder genauer gesagt die Aufforderung zum Spiel der menschlichen Anwesenheit. Die revolutionären Spieler aller Länder können sich innerhalb der S.I. vereinigen, um damit anzufangen, aus der Vorgeschichte des alltäglichen Lebens hinauszukommen." (Guy Debord, Manifest, Situationistische Internationale, 17.Mai 1960)

Das Seminar versucht einen Bogen zu spannen zwischen dem theoretischen und alltäglichen Konzept der "Situation" und ihrer Weiterentwicklung in die situationistische Kunst-Praxis.

Werner Oeder ist Medienwissenschaftler, Soziologe und Autor; er unterrichtet Medien-, Gesellschafts- und Kulturtheorie und bietet Workshops zur Schreib- und Argumentationspraxis an.
Bibliographie / LiteraturDie Literatur wird im Seminar vorgestellt.
Leistungsnachweis / TestatanforderungRegelmässige, aktive Teilnahme. Min. 80% Anwesenheitspflicht
TermineMontag, 09:15-12:45
19., 26.2. / 5., 19., 26.3. / 23., 30.4. / 7.5.2018
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Termine (8)