Ausstellungen analysieren 

Im Seminar werden Ansätze und Methoden zur Ausstellungsanalyse vermittelt und vor Ort in Ausstellungen erprobt.
Nummer und Typmae-vcs-101.17H.001 / Moduldurchführung
ModulAusstellungen und analysieren 
VeranstalterDepartement Kulturanalysen und Vermittlung
LeitungRoswitha Muttenthaler
OrtZT 4.T39 Atelier Art Education
ECTS2 Credits
Voraussetzungenkeine
LehrformSeminar/Übung
ZielgruppenStudierende Master Art Education Curatorial Studies
Pflichtveranstaltung
Lernziele / KompetenzenLernziel/e Wissen
Die Spezifika des Mediums 'Ausstellung' trotz Bandbreite an Formaten erkennen und Präsentationsweisen als vieldimensionale Deutungsangebote verstehen.
Lernziel/e Methoden
Ausgewählte Ansätze und Methoden (aus den Disziplinen Semiotik, Literatur und Ethnografie) zur Analyse von Ausstellungen anwenden können.
Lernziel/e Haltung
Ausstellungen als kulturelle Praktiken des Deutens, Verhandelns und Repräsentierens von Gesellschaft kritisch reflektieren und diskutieren können.
InhalteParallel zur Vielfalt, die Ausstellungen in Bezug auf Orte, Inhalte, Formen und Zugänge auszeichnen, sind sie wie andere Medien von Spezifika geprägt. Charakteristika und konkrete Manifestationen auszuloten, stellt aufgrund der Komplexität des Mediums grosse Anforderungen an die Analyse, Interpretation und Kritik von Ausstellungen. Methodische Verfahren können dafür ein nachvollziehbares Instrumentarium bieten und erlauben, Deutungsangebote von Ausstellungen verhandelbar zu machen.
Ausstellen ist ein primär visuelles, mehr oder minder durch Schrift ergänztes Medium, das in einem Raum verortet und zu Ergehen ist. Es erfolgt eine Verschneidung der affektiven und epistemischen Ebene von Dingen/Bildern und Displays, weshalb es gilt, sowohl auf die Anmutungskraft der Exponate und deren Inszenierung zu blicken als auch auf das intellektuelle Konzept, die Zeigeabsicht, die wissenschaftliche Dramaturgie. Jede präsentierte Wahrnehmungsdisposition ist Teil einer symbolischen Praxis, mit der sich eine Gesellschaft ihrer kulturellen Bedeutung, ihrer Repräsentationsbedürfnisse, ihrer individuellen und kollektiven Narrationen sowie ihrer gesellschaftlichen Diskurse und Wissensformen versichert. Zu fragen ist, wie sich eine Ausstellung zwischen Repräsentations-, Kommunikations- und Handlungsort sowie in ihrem Verständnis von Autor*innenschaft und Haltung zum Publikum begreift. Wie werden im Sehen und Gehen Ausgestelltes und Betrachtendes zusammengeführt? Mit welchen Effekten und Deutungsangeboten verknüpfen sich visuelle Zeichensysteme – Objekte wie Displays – mit Text und Raum? Wie werden Objekte gefasst, Displays und Storylines erstellt, Räume und Rezeptionsvorgaben geschaffen? Wie spiegeln sich dabei Standorte der Ausstellungsmacher*innen, Wahrnehmungskonventionen, gesellschaftliche Konzeptionen und wissenschaftliche Positionen wider?
Als Einstieg werden zentrale Schlüsselbegriffe des Ausstellens aufgegriffen:
was – die Exponate,
wo – der Raum,
wer an wen – die Autor*innenschaft,
wie – die Narrative samt der Aspekte Differenz & Vielfalt.
Dem Input zu den Schlüsselbegriffen folgt die Analyse von Ausstellungsdisplays mit Hilfe von methodischen Instrumentarien aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen, die für das Medium Ausstellung adaptiert werden können: Clifford Geertz entwickelte das Verfahren der Dichten Beschreibung für die ethnografische Feldforschung, das vielfach auf diverse Kultur- und Geisteswissenschaften übertragen wurde. Auf Roland Barthes Instrumentarium von Denotation, Konnotation und Metasprache aufbauend hat Jana Scholze einen semiotischen Ansatz zur Ausstellungsanalyse entwickelt. Und Sabine Offe legte das textanalytische Verfahren von Roman Jakobson – die paradigmatische und syntagmatische Operation – auf Ausstellungen um.
Die Vermittlungsweise basiert auf der gemeinsamen Erarbeitung des Stoffes und dem Anwenden vor Ort in Ausstellungen. Herangezogen werden dazu verschiedene Ausstellungseinheiten des Schweizer Landesmuseums. Die analytischen Ansätze werden anhand eines konkreten Ausstellungsdisplays vorgeführt. Dann erhalten Gruppen die Gelegenheit, dies an weiteren Ausstellungsdisplays auszutesten. Im Plenum werden ihre Ergebnisse diskutiert und Rückmeldung seitens der Lehrveranstaltungsleitung gegeben.
Zum Abschluss analysieren die Seminarteilnehmer*innen Ausstellungsdisplays ihrer Wahl und präsentieren ihre Erkenntnisse jeweils vor Ort.
Bibliographie / LiteraturLiteratur zu den Methoden:
Roswitha Muttenthaler/ Regina Wonisch, Gesten des Zeigens. Zur Repräsentation von Gender und Race in Ausstellungen, Bielefeld 2006.
Roswitha Muttenthaler, Mit dem Auge denken, in: Jennifer John/Dorothee Richter/Sigrid Schade/ ICS und Postgraduate Program in Curating, zhdk (Hg.), Re-Visionen des Displays. Ausstellungs-Szenarien, ihre Lektüren und ihr Publikum, Zürich 2008, S. 179-190. (download)
Input zu den Schlüsselbegriffen:
Roswitha Muttenthaler, Beredsam und wirkungsvoll ? Dimensionen der Dinge aus museologischer Perspektive, in: Griesser, Martina u.a. (Hg.), Gegen den Stand der Dinge. Berlin 2015 (download)
Roswitha Muttenthaler, Das Objekt, unveröffent. Manuskript, Wien 2016. (download)
Roswitha Muttenthaler, Die AutorInnenschaft, unveröffent. Manuskript, Wien 2015. (download)
Roswitha Muttenthaler, Der Raum & der Körper, unveröffent. Manuskript, Wien 2015. (download)
Roswitha Muttenthaler, Das Narrativ & die Differenz/Vielfalt, unveröffent. Manuskript, Wien 2016. (download)
Weiterführende Literatur wird zu Modulbeginn bekanntgegeben.
Leistungsnachweis / TestatanforderungPräsenz, aktive Teilnahme und Leistungsnachweise in Form von im Seminar integrierten Übungen. Die (Gruppen-)Übungen umfassen das Anwenden von Methoden und Diskussion der Ergebnisse sowie die mündliche Präsentation einer eigenständig zu erstellenden Analyse. Dabei liegt das Augenmerk der Anforderung darauf, den Analysevorgang nachvollziehbar zu halten, sodass deutlich wird, wie Methoden zu Erkenntnissen führen.
Bewertung aufgrund aktiver Teilnahme und Leistungsnachweise mit Bestanden oder Nicht-Bestanden.
TermineHerbstsemester 2017
Mi/Do 13.00 bis 16.30h

Mi/Do 27./28.9.
Do 5.10.
Mi/Do 11./12.10.
Mi/Do 25./26.10.
Dauer7x 4
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Termine (7)