Plattform, Semesterprojekt & Methodenkurs / "Die Nibelungen" 

Wird auch angeboten für

Nummer und TypMTH-MTH-ERK-VLK-WPF.17F.001 / Moduldurchführung
ModulPlattform / Leitende Künstler 
VeranstalterDepartement Darstellende Künste und Film
LeitungRes Bosshart, Peter Ender, Liliana Heimberg, Nicolas Stemann, Michael Simon, Jochen Kiefer
Anzahl Teilnehmende10 - 40
ECTS0 Credits
LehrformWahlpflichtmodul / Erkunden
ZielgruppenAlle MA, Pflicht für 1. Jahrgang MA Theater
Lernziele / Kompetenzen
  • Umsetzung des Werks im Team
  • Aufführung als poly-ästhetisches Ereignis
    Ziel der Lehrveranstaltung ist das kollaborative Arbeiten im Kontext des Werkes „Die Nibelungen“ von Friedrich Hebbel und das Entdecken einer komplexen Dimension von Spiel: Die Suchbewegung im Fremden des Klassischen Stoffes.
InhalteSiegfried wird als Sohn von König Sigmund und dessen Gemahlin Sieglinde in Xanten geboren, wächst ohne Wissen über seine Herkunft und den Tod seiner Eltern bei dem Schmied Mime am Rhein auf. Siegfried ist ein Held, wie er im germanischen Buche steht: Er tötet im Zweikampf den gefürchteten Drachen Fafner, der den unermesslichen Schatz, den Nibelungenhort, hütet, und badet in dessen Blut. Das Drachenblut macht seine Haut zu einem Schutzpanzer, dem nicht einmal ein Schwertstreich etwas anhaben kann. Allerdings übersieht Siegfried beim Bade ein Lindenblatt zwischen seinen Schulterblättern. Er bleibt deshalb an dieser Stelle – seiner Achillesferse verwundbar. Alle Warnungen ignorierend, reißt er den "Nibelungenhort" an sich, also den mit einem Fluch behafteten Goldschatz, den Alberich – der König des Zwergengeschlechts der Nibelungen – dem Drachen hatte überlassen müssen.
Als strahlender Held zieht er nun nach Worms und wirbt um Kriemhild, die Schwester des Burgunderkönigs Gunther. Gunther verspricht Siegfried die Hand seiner Schwester unter der Bedingung, dass er ihm hilft, die isländische Königin Brunhilde zu erobern. Die Jungfrau verfügt über aussergewöhnliche Körperkräfte und will sich nur mit einem Mann vermählen, der sie bei Kampfspielen zu bezwingen vermag. Weil Gunther dazu nicht in der Lage ist, setzt Siegfried eine Tarnkappe auf, die ihn unsichtbar macht. Gunter tut so, als kämpfe er mit Brunhild, in Tat und Wahrheit aber ist es Siegfried, der Brunhild besiegt. Sie muss sich geschlagen geben und wird Gunthers Frau. Brunhild hat aber doch Verdacht geschöpft, und sie verweigert Gunter in der Hochzeitsnacht den Beischlaf. Da ruft Gunther erneut Siegfried zu Hilfe. Der setzt wieder die Tarnkappe auf und bricht Brunhilds Widerstand. Dabei raubt er ihr – ein Symbol der Jungfräulichkeit – ihren Gürtel und schenkt ihn seiner Frau Kriemhild. Die Sache spitzt sich nun langsam zu. Siegfried hat sich bei der Reise nach Island als ein Vasall des Königs Gunther ausgegeben. Als nun die beiden Königinnen Brunhild und Kriemhild zur Messe gehen, verlangt Brunhild den Vortritt, weil Kriemhild ja bloss die Frau eines Vasallen ihres Ehemannes sei, im gesellschaftlichen Rang also tiefer stehe. Es kommt zum Streit und Kriemhild klärt ihre Freundin darüber auf, dass nicht Gunther, sondern Siegfried sie sowohl im Wettkampf als auch im Bett bezwungen hat. Als Beweise zeigt sie ihr den Gürtel.
Jetzt gelangen Treue und Ehre zur Anwendung. Gunthers und Brunhilds treuer Gefolgsmann Hagen von Tronje beschließt, die Schmach seiner Königin zu rächen. Es wird eine grosse Jagd organisiert, an der auch Siegfried als grosser Held sofort bereit ist, teilzunehmen. Hagen schmeichelt sich vorher bei Kriemhild ein, sagt, er wolle Siegfried beschützen und sie ist dumm genug, auf das Jagdgewand ihres Gatten dort ein Kreuz hinzusticken, wo er verwundbar ist. Während Siegfried am Brunnen trinkt, tötet ihn Hagen hinterrücks. Kriemhild ist untröstlich über Siegfrieds Tod und schwört, ihn zu rächen. Um ihr die Möglichkeit zu nehmen, durch die Verteilung des Nibelungenhorts Ritter um sich zu scharen, raubt Hagen ihr den Goldschatz und versenkt ihn unauffindbar im Rhein.
Jahre später hört der Hunnenkönig Etzel von der stolzen Witwe Kriemhild, schickt Markgraf Rüdiger von Bechelaren nach Worms, damit dieser in seinem Auftrag um sie werbe. Kriemhild nimmt den Antrag an und reist zur Etzelburg, um dort die Frau des Hunnenkönigs zu werden. Es ist keine Liebesheirat, Kriemhild ehelicht Etzel nur, um die Mittel zur Rache zu haben. Nach sieben Ehejahren wird sie von einem Sohn entbunden, den sie Ortlieb nennt. Weitere sechs Jahre später täuscht Kriemhild vor, sie sehne sich nach ihren Brüdern und überredet Etzel, die Burgunder einzuladen.
Obwohl Hagen sie warnt, nehmen Gunther und seine beiden Brüder die Einladung an und reiten nach Etzelburg. Kriemhild zettelt ein Gemetzel zwischen Hunnen und Burgunder an. Hagen erschlägt Kriemhilds Sohn Ortlieb. Es kommt zu einem gigantischen Kampf in der Etzelburg, zu einer gewaltigen Saalschlacht. Von den Burgundern leben schließlich nur noch Hagen und Gunther, und die nimmt Dietrich von Bern gefangen. In ihrer Gier nach dem Goldschatz will Kriemhild von den beiden das Versteck des Nibelungenhorts erfahren. Als Hagen schwört, das Versteck nicht zu verraten, solange König Gunther lebe, lässt die Rasende ihrem Bruder den Kopf abschlagen. Da lacht Hagen höhnisch: Jetzt wissen nur noch Gott und er, wo sich der Goldschatz befindet. Außer sich vor Zorn schlägt Kriemhild ihm mit Siegfrieds Schwert den Kopf ab – und wird deshalb selbst von Dietrichs altem Waffenmeister Hildebrand getötet.
Mit diesem „Genozid“ endet das Drama. Es gibt darin nur eine Szene, die über das endlose Gemetzel hinausgeht und etwas Menschliches gestaltet. Der Markgraf Rüdiger ist der Schwager von Gunter und zugleich der Vasall von Etzel. Er steht in einem tragischen Konflikt, auf welcher Seite er kämpfen soll. Etzel ist er zu Treue und Heerfolge verpflichtet, die Verwandtschaft bindet ihn an die Burgunder. Hier gibt es einen echt menschlichen Konflikt, eine Figur, die über das schematische Heldentum hinausreicht. Rüdiger löst den Konflikt, indem er zwar gegen die Burgunder kämpft, aber in diesem Kampf sein Leben lässt.
Unschwer zu erkennen: Es waltet ein unabänderliches Schicksal über dem Ganzen. Keiner der Helden kommt auf die Idee, durch Übernahme einer persönlichen Verantwortung ein Problem zu lösen, so dass es nicht zum Kampf kommen muss. Durch Kampf wird alles gelöst. Die ganze Tragödie nimmt ihren Ausgang von der angeblich verletzten Ehre der Königin Brunhild, die Treue zu ihr und ihrem Gatten, eine rein formale Treue, die inhaltlich gar nicht gerechtfertigt ist, verlangt nach Rache, und diese Rache wird gnadenlos vollzogen. Am Schluss bricht alles zusammen, niemand überlebt, die Endzeit ist angebrochen.
Was soll uns heute eine solche fürchterliche Geschichte noch bringen? Was soll ein solch gigantisches Gemetzel, was soll die Intrige, die Rache und all das Blut?
Bibliographie / LiteraturFriedrich Hebbel: Die Nibelungen. Ein Reader wird bereitgestellt.
Termine06.03. - 16.04.2017 (ausser 13./14.03., siehe Campus-Slots)
DauerGanztags
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
SpracheDeutsch
BemerkungDie Studierenden der 5 Vertiefungen erarbeiten unter dem Mentorat der Vertiefungsleitenden den Stoff „Die Nibelungen“.
Termine (172)