Studio für Alte Musik: Diminuition - Virtuosität - Belcanto 

Der Streit des Instrumentalen mit dem Vokalen
oder:
Was ist schon ein Notentext??
Nummer und TypDMU-WKAN-1103.17F.001 / Moduldurchführung
ModulStudio für Alte Musik 60' 
VeranstalterDepartement Musik
LeitungAngelika Eva Moths
Minuten pro Woche60
ECTS1 Credit
VoraussetzungenEtwas Mut
LehrformSeminar mit praktischen Beispielen und Übungen
ZielgruppenVerzierungsfreudige Instrumentalisten und Instrumentalistinnen, Sänger und Sängerinnen
Lernziele / Kompetenzen
  • Ein Gespür für stilistisch „richtige“ Verzierungen entwickeln
  • Umgang mit den entsprechenden Quellentexten und Notenmaterialien
  • Eigenständiges Erarbeiten von Verzierungen
InhalteDie Diminutionsanweisungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert geben recht klare Anweisungen, wie ein „Notentext“ in eine verzierte Form gebracht werden kann oder sogar muss. Auch geben viele ausgeschriebene Beispiele und Tabulaturen darüber Auskunft, wie stark dabei vom Original abgewichen werden konnte. Diese papierenen Zeugnisse sind aber wohl nur ein Schatten dessen, was tatsächlich erklungen ist. Und ob sich nun die Sänger und Sängerinnen von den virtuosen Instrumentalisten inspirieren ließen oder umgekehrt, wird wohl nie mit Sicherheit gesagt werden können. Tatsache ist aber, dass dieser „Streit“ des Instrumentalen mit dem Vokalen auch im 18. Jahrhundert seine Fortsetzung fand. Hier muss dieses fast schon als „systematisch“ (aber, da nicht notiert, in heute kaum nachvollziehbarer Art und Weise) zu bezeichnende Abweichen vom Notentext ganz besonders gepflegt worden sein. Die zu beobachtende Zunahme virtuoser Effekte, die häufig reinem Selbstzweck und weniger als noch im 17. Jahrhundert dem Affekt dienten, die Ausweitung des Tonumfangs, welcher sicher aus der Konkurrenz insbesondere der Kastraten mit den ebenfalls mehr und mehr an Prestige gewinnenden Instrumentalisten entstand, lassen die Grenzen zwischen vokalen und instrumentalen Techniken verwischen. Insbesondere aus den Gesangsschulen der Zeit wird aber deutlich, dass der Notentext kaum bindend war und lediglich als Improvisationsgrundlage verstanden wurde. Überblendet man dabei aber wiederum die häufiger schriftlich fixierten Verzierungen der Instrumentalmusik, lassen sich doch erhellende Rückschlüsse ziehen, welchen wir im Kurs experimentell nachgehen wollen.
Bibliographie / LiteraturQuellen: Diminutionsschulen aus dem 16. Jh. (z. B. Ganassi), Gesangsanleitungen (Caccini, Le nuove musiche; Tosi, Opinioni de’ cantori antichi e moderni) etc.
H. F. Mannstein: Das System der großen Gesangschule des Bernacchi von Bologna.
TermineDonnerstag Nachmittag nach Vereinbarung
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Bemerkung1103