Theorie: "... il faut tenter de mettre sur pied un homme neuf." 

Frantz Fanons Werk im Licht der zeitgenössischen postkolonialen Kritik

Wird auch angeboten für

Nummer und TypBKM-BKM-Th.16H.019 / Moduldurchführung
ModulTheorie 
VeranstalterDepartement Fine Arts
LeitungMartin Jaeggi
Anzahl Teilnehmendemaximal 19
ECTS3 Credits
VoraussetzungenKeine besondere Voraussetzungen. Unterrichtssprache ist deutsch, sämtliche diskutierte Texte liegen jedoch auch auf Englisch vor.
LehrformBlockseminar
ZielgruppenStudierende Bachelor Kunst & Medien
Offene Lehrveranstaltung: Studierende aus anderen Departementen melden sich bitte via bal.dkm@zhdk.ch
Lernziele / KompetenzenDie vertiefte und intensive Auseinandersetzung mit dem Werk von Frantz Fanon soll es ermöglichen theoretische, sprachliche und poetische Nuancen zu erfassen und zu erforschen. Der spezifische Zugang über Fanon soll ebenfalls den Blick für zentrale Fragestellungen der postkolonialen Theorie schärfen und ein Bewusstsein schaffen, wie die Problemstellungen und Analysen von Fanon in Konversation mit und in Abgrenzung zu anderen Ansätzen der postkolonialen Theorie treten.

Ebenfalls diskutieren wir im Seminar anhand von zwei Filmen die Frage inwiefern und ob filmisch eigenständige theoretische Artikulationen geschaffen werden können und in welches Verhältnis darin Theorie und Ästhetik treten.
InhalteFrantz Fanon hat in seinem kurzen Leben ein intellektuell provokatives und facettenreiches Werk geschaffen, das bis heute eine besondere Faszination ausübt. Fanon avancierte schon früh nach seinem Tod in den 1960er Jahren zur Symbolfigur im Kampf gegen den Kolonialismus und Imperialismus. Später wurde er von der "Postcolonial Critique" als Vordenker in deren Tradition gestellt und erfährt bis heute eine ungebrochene Popularität. Dies nicht zuletzt weil Fanon gekonnt politische, psychoanalytische, fiktional-poetische und autobiografische Elemente in seinen Schriften verarbeitete.

Im Seminar wollen wir uns dieser Vielschichtigkeit annehmen. Wir wollen seine bestechenden Erkenntnisse in der Formation des abendländischen Subjekts vis-à-vis des kolonisierten Anderen untersuchen, aber auch seine Ideen zur dekolonialen Verwendung von Sprache und seine Theorie des Begehrens, die den Weg zur Formation einer black queer theory bereitete, nachzeichnen. Es soll aber auch darum gehen, Fanons Auslassungen zu thematisieren, speziell mit Blick auf Gender. Auch wollen wir jene kruden Interpretationen prüfen, die seine Theorie als eine Gebrauchsanweisung für den bewaffneten Aufstand der Unterdrückten missverstehen.

Die Begegnung mit Frantz Fanon soll nicht nur über Text vermittelt geschehen, sondern ebenfalls in den zwei sehr unterschiedlichen Verfilmungen von Isaac Julien und Göran Olsson von Fanons Hauptwerken "Schwarze Haut, Weisse Masken" und "Die Verdammten dieser Erde". Dabei diskutieren wir die Frage ob und inwiefern filmisch eigenständige theoretische Artikulationen geschaffen werden können und in welches Verhältnis darin Theorie und Ästhetik treten. In Auseinandersetzung mit der Verfilmung von Isaac Julien sollen Fragen von Begehren und der Repräsentation von Schwarzsein thematisiert werden.

Close-Readings, Filmvisionierungen und Diskussionen dienen im Seminar als offene Experimentieranordnungen.
Bibliographie / LiteraturFrantz Fanon: Schwarze Haut, Weisse Masken, Suhrkamp Frankfurt/M 1980
Frantz Fanon: Die Verdammten dieser Erde, Suhrkamp Frankfurt/M 1981

Isaac Julien: Frantz Fanon: Black Skin, White Mask (Film), 1997
Göran Olsson: Concerning Violence (Film), 2014

Coco Fusco: Visualizing Theory: An Interview with Isaac Julien, 1997
bell hooks, Isaac Julien: States of Desire, 1991

Weitere Texte und Filme nach Bekanntgabe im Seminar.
Leistungsnachweis / TestatanforderungRegelmässige, aktive Teilnahme. Min. 80% Anwesenheitspflicht
TermineBlockwoche, 31.10.- 4.11.2016, 09:15-17:00 Uhr
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Termine (5)