Methoden / "Traditionelle japanische Theaterästhetik und Techniken in zeitgenössischem Schauspiel" 

Nummer und TypMTH-MTH-VER-VSC-WPF.16F.002 / Moduldurchführung
ModulMethoden / Schauspiel 
VeranstalterDepartement Darstellende Künste und Film
LeitungZvika Serper
OrtToni-Areal
Anzahl Teilnehmende3 - 9
ECTS0 Credits
ZielgruppenSC
InhalteDer Methodenkurs verbindet zwei schauspielerische Ansätze: A) Ostasiatische Schauspiel- und Bewegungstechniken; und B) ein neuer westlich orientierter Ansatz in dem das schauspielerische Produkt inspiriert durch audiovisuelle, imaginative Impulse entsteht.

A) Die Arbeit mittels des ersten Ansatzes beginnt mit dem Training zweier Techniken die Beweglichkeit und Kraft des Körpers fördern: Das chinesische T'ai Chi Ch'uan und die japanische Suzuki Methode. T'ai Chi Ch'uan, welches hier als Vorbereitung dient, fördert Entspannung, Konzentration in der Bewegung, die Verbindung eines inneren Bildes mit äußerer Form und zwischen Atmung und Bewegung, weiters wird eine Verlagerung des Körperschwerpunktes nach unten erreicht und der Unterkörper gestärkt sowie die Aufmerksamkeit auf fließende Bewegungsabläufe gelenkt. Schauspielstudierende trainieren dabei innerhalb einer gegebenen körperlichen Form ein innerliches Bild zu entwickeln. Dies ist die Basis der meisten östlichen Schauspielformen und eine schwierige Aufgabe für einen "westlich" geprägten Schauspieler. Die moderne "Suzuki Methode" wurde in den 1970ern von Suzuki Tadashientwickelt und vereinigt verschiedene Elemente des traditionellen japanischen Theaters. Diese Methode stärkt den Unterkörper und fördert lebhafte und energetische Bewegungen.

Des Weiteren werden japanische Bewegungstechniken trainiert sowohl um Elemente des T'ai Chi Ch'uan und der Suzuki Methode zu verfeinern als auch um andere, dort nicht vorhandene Prinzipien, zu vermitteln, wie zum Beispiel die Arbeit mit dem "Jo-ha-kyu" - eine nichtmetrische, sich fortwährend steigernde Rhythmik - , den Einsatz von Pausen ("ma") und Standhaltung, die Kombination von mimetischer, symbolischer und reiner Bewegung, sowie die Arbeit mit Requisiten als integrativer Bestandteil der Sprache von Schauspiel und Bewegung. Zusätzlich zum körperlichen Training erlernen die Studierenden die vokalen Schlüsseltechniken von Kabuki, Noh und Kyogen (die drei Schauspielstile des traditionellen japanischen Theaters). Dieses Stimmtraining besteht aus zwei in Form und Ausdruck dialektischen Übungen mit jeweils unterschiedlichen Qualitäten des Singens und Sprechens. Im Rahmen eines Aufwärmtrainings und des präzisen Verortens von Stimmproduktion im Körper stattet dieses Training die Studierenden mit einzigartigen und kreativen stimmlichen Fertigkeiten aus. Die Studierenden üben anhand der originalen japanischen Texte.

B) Ein neuer westlich orientierter Ansatz in dem Schauspiel das Produkt einer Arbeit mit imaginativen Impulsen ist; Die Arbeit an Charakter und Situation basiert also auf visuellen und auditiven Impulsen - Bilder und Musik - und nicht etwa auf einer narrativen oder psychologischen Analyse des Textes bzw. der Figur. In diesem Teil des Trainings arbeiten die Studierenden an klassischen Figuren - die Rollenarbeit erfolgt dabei in deutscher Sprache - etwa aus der Welt der griechischen Tragödie wie Klytämnestra, Medea oder König Ödipus, an Figuren von Shakespeare wie Lady Macbeth und Hamlet, oder auch Faust von Goethe, die Phädra von Racine oder Oscar Wildes Salome. In der individuellen Arbeit der Studierenden an diesen kurzen klassischen Monologen werden alle Komponenten des Trainings vereint und schließlich in den je persönlichen schauspielerischen Ausdruck integriert.

Zu Beginn entwerfen die Studierenden für jeden Abschnitt des gewählten Textes einen durch Bilder inspirierten abstrakten körperlichen und stimmlichen Ausdruck, in einem zweiten Schritt wird dieser mittels der zuvor erlernten Techniken, sowohl bewusst als auch unbewusst, bearbeitet, verfeinert und erweitert. So arbeiten die Studierenden an einem theatralen, nicht aber psychologisch oder am Narrativ orientierten, Moment. Schritt für Schritt, von Moment zu Moment, mittels seiner/ihrer stimmlichen wie körperlichen Expressivität, unter Berücksichtigung des nichtmetrischen, sich ständig steigernden rhythmischen Prinzips Jo-ha-kyu, entsteht ein theatraler Prozess. Unter dem Gesichtspunkt von Stimmproduktion und Körperlichkeit, arbeiten die Studierenden also mittels einer größeren Bandbreite und Expressivität des stimmlichen wie körperlichen Ausdrucks, besonders des Unterkörpers. Nachdem ein körperlicher wie stimmlicher Ausdruck für jeden Textabschnitt gefunden und diese entsprechend strukturiert wurden, wird die physische Form gleichsam mit dem Text kombiniert. Gleichzeitig dazu kommt es zur Ausbildung einer je spezifischen Emotion; Die Wechselwirkung dieser unterschiedlichen Phasen und Elemente (abstrakter theatraler Ausdruck, Emotion und Text) bringt nach dem Zusammenfügen der "Kette" der separat erarbeiteten theatralen Momente, das abschließende schauspielerische Produkt hervor.

In jeder Einheit des Kurses wird an allen erwähnten Methoden, stimmlichen wie körperlichen, gearbeitet bilden diese ja die Grundlage für die Soloarbeiten der Studierenden. Die ganztägige Arbeit besteht dabei sowohl aus gemeinschaftlichem Training der Techniken aller Teilnehmer_innen, eigenständiger Arbeit der Studierenden an ihren Monologen als auch der gezielten persönlichen Anleitung der Studierenden dabei.

Im Rahmen der den Methodenkurs abschließenden Aufführungen vor Publikum kommt es zur Präsentation der Soloarbeiten der Studierenden (je ca. 15 Minuten).
Bibliographie / LiteraturWird noch bekannt gegeben.
Termine25.04. - 06.05.2016
DauerGanztags (Abendtermine möglich)
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
BemerkungZvika Serper is a specialist in Japanese theatre and cinema, as well as a theatre director and actor. He is the Dean of the Faculty of the Arts at Tel Aviv University (2013- ), a Professor at both the Department of Theatre Arts, Faculty of the Arts (1985- ), and the Department of East Asian Studies, Faculty of the Humanities (1994- ), Tel Aviv University. He was born in Israel in 1952. He studied in Japan for many years, during which he underwent practical study and training in acting, singing and dancing in the three styles of Japanese traditional theatre - No, Kyogen and Kabuki - with Japan's leading actors, Tokyo, Japan: the Kabuki actor Nakamura Tomijuro; the Kyogen actor Nomura Mansaku; and the No master Asami Masakuni. During these years he appeared in leading roles in No, Kyogen and Kabuki, with celebrated actors of these traditional styles, being the only artist in the world who performed all these theatrical styles. Since 1985 he has been teaching Eastern and Western acting and movement techniques. Zvika Serper has conducted numerous master classes in acting and movements techniques overseas at theatres, schools and universities such as Mark Taper Forum, the Center Theatre Group, Los Angeles; The Lee Strasberg Theatre & Film Institute, New York; Graduate Acting Program of Tisch School of the Arts, New York University; Theater MFA Program in Acting, Columbia University, New York; Department of Theater, University of California, Los Angeles [UCLA]; The Leon Schiller National Higher School of Film, Television and Theatre in Lodz, Poland; Acting and Physical Theatre, Folkwang Universität der Künste, Essen, Germany; and Sibiu International Theatre Festival, Romania.
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