Theorieschwerpunkt: Giacinto Scelsi - Gérard Grisey und die Musique spectrale 

Töne statt Noten
Nummer und TypBMU-PKLA-MOMA-05-1.16F.009 / Moduldurchführung
ModulTheorieschwerpunkt 
VeranstalterDepartement Musik
LeitungLars Heusser
Minuten pro Woche180
ECTS3 Credits
VoraussetzungenAbgeschlossenes Hörtraining, Tonsatz, Analyse, Formenlehre und Neue Musik.
LehrformGruppenunterricht
ZielgruppenBachelorstudierende 3. jahr
Lernziele / Kompetenzen
  • Fortgeschrittene, künstlerische Kompetenz in musikalisch allgemeinbildenden Fragen
  • Arbeitsplanung, Transferfähigkeit, Flexibilität
  • Fähigkeit, ein selbstgestelltes Thema selbständig mit analytischen Mitteln zu bearbeiten. Fähigkeit Notentext und Hörproben differenziert wahrzunehmen.
  • Sinn für differenzierte Wahrnehmungs- und Betrachtungsweisen
Inhalte[...] diese Prozeduren des Serialismus - man weiss es doch: die Reihentechniken allenthalben und nach allen Ausrichtungen hin... ich bin es leidig [...]
G. GRISEY

Eine schwere psychische Erkrankung zwang Giacinto Scelsi (1905-88) Ende der vierziger Jahre zu einem mehrmonatigen Krankenhausaufenthalt.
Er selbst brachte diese Krise später auch mit seiner kompositorischen Arbeit in Verbindung, die bis zu diesem Zeitpunkt grundsätzlich traditionellen Verfahren, insbesondere der Zwölftontechnik, verpflichtet war.
Es ist bekannt, dass Scelsi sich damals mehr oder weniger selbst therapierte, indem er angeblich stundenlang einen einzigen Ton auf dem Klavier angeschlagen und dessen Verklingen nachgehorcht haben soll.
Fortan stand der Klang als solches, seine perspektivische Auffaltung in einem virtuellen musikalischen Raum - neben Lage und Dauer spricht Scelsi vage von Tiefe als dritter klanglicher Dimension - im Fokus seines Schaffens.
Er vertrat damit eine sehr eigenwillige Position, und seine Musik fand zunächst kaum Beachtung.

Für Gérard Grisey (1946-98) muss das Werk Scelsis, das er in den frühen siebziger Jahren für sich entdeckte, eine Offenbarung gewesen sein, zumal er darin eigene zentrale Anliegen bereits vorgezeichnet fand.
Auch Grisey trat dafür ein, die klangliche Tiefendimension, von der Scelsi sprach, zu erschliessen, das kompositorische Interesse zu verlagern: weg von seriellen Verknüpfungsverfahren direkt in den Kern des Klangs hinein.
Grisey stützte sich bei seinem Vorgehen allerdings auf eine wissenschaftlichere Basis als Scelsi: Die physikalisch-akustischen Charakteristika des Klangs wurden systematisch untersucht und zur Grundlage neuer Kompositionsverfahren.
Mit diesen Prämissen war Grisey damals nicht allein; in seinem Pariser Umfeld fand sich eine Gruppe junger Komponisten zusammen - sie nannte sich l’Itinéraire -, die sich der Erkundung des Klangs in all seinen Facetten verschrieb.

  • Analytische Hausarbeit zu einem selbstgewählten Thema, musikgeschichtliche und ästhetische Einordnung
  • Fähigkeit, gehörsmässig relevante Aspekte einer Musik zu erkennen und zu beschreiben
  • Fähigkeit zu eigenständiger, persönlich-künstlerischer Stellungsnahme in einem ausgewählten Gebiet.
Leistungsnachweis / TestatanforderungSchriftliche und mündliche Prüfungen
TermineFreitag 12-15 Uhr,Raum 5.H01
DauerJahreskurs / Anmeldung jeweils im Herbstsemester
Bewertungsformbestanden / nicht bestanden
Bemerkung2700-9
Termine (13)