Busonis Klavierkonzert

tsr. ⋅ Das Klavierkonzert op. 39 von Ferruccio Busoni ist in verschiedener Hinsicht speziell. Mit seinen fünf Sätzen dauert es fast achtzig Minuten, dem Pianisten kommt keineswegs die zentrale Rolle zu wie bei einem klassischen Konzert, die Gattungstradition des Klavierkonzerts

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tsr. ⋅ Das Klavierkonzert op. 39 von Ferruccio Busoni ist in verschiedener Hinsicht speziell. Mit seinen fünf Sätzen dauert es fast achtzig Minuten, dem Pianisten kommt keineswegs die zentrale Rolle zu wie bei einem klassischen Konzert, die Gattungstradition des Klavierkonzerts überlagert sich mit jener der Sinfonie, und im letzten Satz fügt der Komponist gar noch einen Männerchor hinzu. Die hybride Komposition ist denn auch selten im Konzertsaal zu hören. Doch der Pianist Karl-Andreas Kolly, die Herren des Konzertchors der ZHdK und das Musikkollegium Winterthur unter der Leitung von Marc Kissóczy haben das Werk 2009 im Stadthaus Winterthur gespielt und legen jetzt den Konzertmitschnitt vor. Die von der CD gewonnenen Höreindrücke ergeben, dass sich die Beschäftigung mit Busonis Klavierkonzert sehr wohl lohnt. Da ist einmal die sehr unterschiedliche Art, wie das Soloinstrument eingesetzt wird, wobei die der Themenpräsentation die seltenste ist. Da ist im Weiteren eine symmetrische sinfonische Anlage, die drei ernsthaft-monumentalen Sätzen zwei leichtfüssige Sätze voller italienischer Heiterkeit entgegenstellt. Und schliesslich formt Busoni Beethovens Idee des Chorfinales sehr frei um, indem er einen Text aus Adam Gottlob Oehlenschlägers Erlösungsdrama «Aladdin» vertont. Die Interpreten schaffen es gut, diese Aspekte unter einen Nenner zu bringen und einen weiten Bogen über das Werk zu spannen.

Ferruccio Busoni: Konzert für Klavier und Orchester mit Männerchor op. 39. Karl-Andreas Kolly (Klavier), Herren des Konzertchors der ZHdK, Musikkollegium Winterthur, Marc Kissóczy (Leitung). ZHdK Records 21/10.