Bruckner-Monument

Alfred Zimmerlin ⋅ Anton Bruckners siebte Sinfonie E-Dur von 1881 bis 1883 ist ein Monument von beinahe einer Fünfviertelstunde Dauer. Schon durch die Länge ihres riesenhaften Adagios hebt sie sich von ihren Vorgängerinnen ab; der Satz – entstanden unter dem

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Alfred Zimmerlin ⋅ Anton Bruckners siebte Sinfonie E-Dur von 1881 bis 1883 ist ein Monument von beinahe einer Fünfviertelstunde Dauer. Schon durch die Länge ihres riesenhaften Adagios hebt sie sich von ihren Vorgängerinnen ab; der Satz – entstanden unter dem Eindruck von Krankheit und Tod von Richard Wagner – ist in seiner Grösse ausserordentlich und erhält durch die Verwendung eines Quartetts von Wagner-Tuben eine eigene Klanglichkeit. Die Quellenlage ist für Bruckner gut: Nicht in seiner Wirkung, aber in seiner Authentizität umstritten ist einzig der berühmte Beckenschlag im Adagio.

Eine grosse Chance für die Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) Musik, ein so aussergewöhnliches Werk mit mehr als kompetenter Begleitung im Rahmen einer Orchesterakademie einzustudieren und im Konzert aufzuführen. Denn zunächst wurden die einzelnen Register des Orchesters der ZHdK von den Stimmführern des Tonhalle-Orchesters vorbereitet, in ersten Tutti-Proben studierte der Dirigent Patrick Furrer die Sinfonie à fond ein, es folgte eine zweitägige Intensivarbeit mit dem Chefdirigenten des Tonhalle-Orchesters, David Zinman. Unter seiner Leitung erklang das Werk in der Zürcher Tonhalle. Erstaunlich, was zu hören war. An den ersten Pulten sassen Konzertmeister und Stimmführer des Tonhalle-Orchesters, bei den Streichergruppen war auch am letzten Pult eine Tonhalle-Musikerin oder ein Tonhalle-Musiker placiert. Bemerkenswert, wie gut die Studierenden die oft heikle Intonation meisterten (Bläser), wenn auch ab und zu kleine Trübungen zu hören waren. Vor allem aber ist es David Zinman gelungen, mit dem Orchester wirklich eine eigene Interpretation zu erarbeiten.

Detailgenauigkeit, eine präzise Agogik, differenziert und mit innerer Logik gestaltete Übergänge sowie Transparenz prägen diese Interpretation. Die Folgerichtigkeit, mit welcher Zinman die Bauteile des Werkes (samt Beckenschlag) an- und ineinanderfügt, beeindruckt. Dass er auch zu Bruckner Neues zu sagen hat, war weniger zu erwarten gewesen. Erfreulich.