Orgelndes Orchester

Es war nicht gerade eine Sensation, aber immerhin ein Ereignis. Das Collegium Novum Zürich, in Zusammenarbeit mit dem Ensemble Arc-en-Ciel der Zürcher Hochschule der Künste, wartete mit einer Uraufführung der besonderen Art auf: 1941 hatte Arnold Schönberg im amerikanischen Exil

Thomas Schacher
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Es war nicht gerade eine Sensation, aber immerhin ein Ereignis. Das Collegium Novum Zürich, in Zusammenarbeit mit dem Ensemble Arc-en-Ciel der Zürcher Hochschule der Künste, wartete mit einer Uraufführung der besonderen Art auf: 1941 hatte Arnold Schönberg im amerikanischen Exil das Orgelwerk «Variations on a Recitative» op. 40 komponiert, das im April 1944 in New York uraufgeführt wurde. Da Schönberg mit dem Resultat anscheinend nicht restlos zufrieden war, riet ihm sein Schüler und Schwiegersohn Felix Greissle, die Komposition zu orchestrieren. Schliesslich war es dann Greissle selbst, der die Variationen für Orchester bearbeitet hat. Erst in unseren Tagen wurde die Bearbeitung Greissles wieder ausgegraben und vom Dirigenten Peter Hirsch auf Compact Disc eingespielt. Die konzertante Uraufführung dieses Werks unter Hirschs Leitung hat nun am Freitag in der Aula der Universität Freiburg stattgefunden, am Samstag wurde sie in der Tonhalle Zürich nachgespielt.

Was man im Zürcher Konzert zu hören bekam, war ein ganz anderer Schönberg als der, den man zu kennen glaubt: Da hat sich einer eine Maske angezogen und ein Stück komponiert, das sich weder vor Nostalgie noch vor Pathos scheut. Vom ursprünglichen Orgelklang hat der Bearbeiter nichts übrig gelassen. Das Thema wird vom Klavier vorgetragen, dann folgen, als Hauptteil, die Variationen, jede in einem eigenen, glasklaren Klanggewand. Nach einer kurzen Kadenz des Klaviers folgt eine Fuge, die sich steigert und in einem affirmativen Schluss endet. Peter Hirsch hat das Profi-Ensemble Collegium Novum (das die Schlüsselpositionen besetzte) und das Studentenensemble Arc-en-Ciel zu einer schönen Einheit verschmolzen und den Farbreichtum der Bearbeitung deutlich herausgeschält.

Unter sich waren die Mitglieder des Collegium Novum bei Philippe Schoellers Stück «Feuillages» für Ensemble, das unter Weglassung der elektroakustischen Komponente dargeboten wurde. Wenngleich die ausgesuchten Spaltklänge und das Ineinandergreifen von Quirligem und Statischem ein gewisses Interesse beanspruchen konnten, wirkte der formale Ablauf des Stücks allzu beliebig. Mit geradezu pädagogisch anmutender Klarheit der Form ist Dieter Ammanns «pRESTO sOSTINATO» für grosses Ensemble ausgestattet, dem die Ausführenden in Anwesenheit des Komponisten eine plastische Wiedergabe bescherten. Zum Schluss kam mit Luigi Nono nochmals ein Schwiegersohn Schönbergs zu Wort. Nonos «Variazioni canoniche», denen die Tonreihe von Schönbergs «Ode an Napoleon» zugrunde liegt, ist ein Orchesterstück, bei dem die Kräfte sehr dosiert eingesetzt werden müssen. Auch bei dieser Aufgabe zeigte sich Peter Hirsch als erfahrener Orchesterleiter.