Zweimal Französisches

rur. Die Werkgegensätze schienen enorm zu sein. Doch Bezüge wurden offensichtlich. Die Orchester der Hochschule Musik und Theater Zürich und des Conservatoire de Musique de Genève haben in Zusammenarbeit zum vierten Mal ein äusserst anspruchsvolles Programm präsentiert. Die Leitung hatte

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rur. Die Werkgegensätze schienen enorm zu sein. Doch Bezüge wurden offensichtlich. Die Orchester der Hochschule Musik und Theater Zürich und des Conservatoire de Musique de Genève haben in Zusammenarbeit zum vierten Mal ein äusserst anspruchsvolles Programm präsentiert. Die Leitung hatte Stefan Asbury. Die vier Fragmente aus Claude Debussys spätem «Le Martyr de Saint Sébastien» gerieten klanglich licht, sanft, gar inniglich in Tongebung und Atmosphäre, selten laut, gelegentlich süsslich - eben so, wie es Gabriele d'Annunzios Sujet vorgegeben hat. Auch in Olivier Messiaens Turangalîla-Sinfonie liessen sich spätimpressionistische Spuren nachweisen. Doch diese Riesenpartitur aus dem Jahr 1948 imponiert (oder verärgert) durch die Züge des Gewaltigen und auch Gewalttätigen und Plakativen. Die vielen Ostinato- und Repetitionsformeln bewirken nicht immer die Kraft des Energetischen, sondern gelegentlich die Mühsal der Dehnungen. An diesem Eindruck ändert auch nicht der oft wiederholte «Chant d'amour» der Streicher mit dem Einsatz der Ondes Martenot (Jacques Tchamkerten). Adrian Oetiker agierte imponierend am Piano principal. Die Darstellung der zehn Orchestersätze erreichte intensive Anschaulichkeit, gelegentlich bis an die Grenze des Hörschmerzes. Die Aufführung wurde zu einem Leistungsausweis fürs Durchhaltevermögen der jungen Musiker - und auch für das des Publikums.

Zürich, Grosser Tonhallesaal, 15. Februar.