Spielgemeinschaft

Bereits zum fünften Mal trafen sich die Orchester der beiden Musikhochschulen Zürich und Genf zu einer gemeinsamen Orchesterakademie. Unter der Leitung von Andreas Delfs studierten die angehenden Berufsmusiker des Conservatoire de Musique de Genève und der Hochschule Musik und Theater

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Bereits zum fünften Mal trafen sich die Orchester der beiden Musikhochschulen Zürich und Genf zu einer gemeinsamen Orchesterakademie. Unter der Leitung von Andreas Delfs studierten die angehenden Berufsmusiker des Conservatoire de Musique de Genève und der Hochschule Musik und Theater Zürich ein sinfonisches Konzertprogramm ein. Nach Aufführungen in Chur und Genf folgte als Abschluss das Konzert in der Tonhalle Zürich. Mit der Fünften Sinfonie von Sergei Prokofjew stand ein Werk auf dem Programm, das den jungen Musizierenden Gelegenheit zur Darstellung ihrer Fähigkeiten gab. Das 1944 komponierte Werk geizt nicht mit Effekten, und da erlag man gelegentlich der Versuchung, das Pulver allzu schnell zu verschiessen. Die Darbietung bewegte sich gleichwohl auf einem hohen Niveau.

Komprimierte Opern-Fassung

Vom Repertoire her noch spannender war die Begegnung mit Othmar Schoecks Oper «Penthesilea». Zu hören bekam man nicht das Original, sondern eine knapp halbstündige Instrumentalsuite, die Andreas Delfs 1991 zusammengestellt und damals mit dem Schweizer Jugend-Sinfonie- Orchester uraufgeführt hatte. Die Suite stellt eine komprimierte Fassung der Oper dar, welche die Reihenfolge der Musik und weitgehend auch die Instrumentation beibehält und nur bei den Übergängen kleine Eingriffe vornimmt. Auch die Hörer, die den Inhalt der Oper nicht kennen, konnten erahnen, dass diese Musik Konflikte, Harmonie und Trauer ausdrückt.

In der Tat geht es in Schoecks Oper, die auf Kleists gleichnamigem Drama beruht, um den Kampf der Geschlechter, um die Hassliebe der Amazonenkönigin Penthesilea zu dem griechischen Heerführer Achilles. Delfs verpasste den Kampfszenen rhythmische Schlagkraft, während er bei der Liebesszene in der Mitte der Suite eine zerbrechliche Gegenwelt aufscheinen liess.

Seit Jahrzehnten nicht mehr gespielt

Ausgerechnet diese Liebesszene fehlte bei der Dresdener Uraufführung der Oper im Jahr 1927 noch; Schoeck hat sie ein Jahr später im Hinblick auf die Zürcher Erstaufführung geschrieben. Die Wiedergabe der «Penthesilea»-Suite durch das vereinigte Studentenorchester erweckte die Hoffnung, dass das Opernhaus Zürich, wo das Hauptwerk des bedeutenden Sohnes der Stadt seit der Saison 1968/69 nicht mehr gespielt wurde, «Penthesilea» wieder einmal auf die Bühne bringen möchte.

Thomas Schacher

Zürich, Tonhalle, 7. Februar.